Bis(s) zur Mittagsstunde by Meyer Stephenie

Bis(s) zur Mittagsstunde by Meyer Stephenie

Autor:Meyer, Stephenie [Meyer, Stephenie]
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 3551581614
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-05-03T22:00:00+00:00


Mörder oder Beschützer?

Wenn es nicht ausgerechnet Jacob wäre, dachte ich kopfschüttelnd, als ich die waldgesäumte Straße nach La Push fuhr.

Ich wusste noch immer nicht genau, ob ich das Richtige tat, aber ich hatte einen Kompromiss mit mir geschlossen.

Ich würde Jacob und seinen Freunden nicht verzeihen, was sie taten. Jetzt verstand ich seine Worte der letzten Nacht – dass ich ihn vielleicht nicht wiedersehen wollte –, und ich hätte ihn auch anrufen können, wie er vorgeschlagen hatte, aber das wäre mir feige vorgekommen. Ich wollte wenigstens persönlich mit ihm sprechen, das war ich ihm schuldig. Ich musste ihm ins Gesicht sagen, dass ich nicht einfach über das hinwegsehen konnte, was da passierte. Ich konnte nicht mit einem Mörder befreundet sein und schweigen, während das Töten weiterging … Damit würde ich selbst zum Monster werden. Aber es war auch undenkbar, ihn nicht zu warnen. Ich musste alles tun, um ihn zu schützen.

Ich hielt vor dem Haus der Blacks, die Lippen fest zusammengepresst. Es war schlimm genug, dass mein bester Freund ein Werwolf war. Musste er auch noch ein Monster sein?

Das Haus war dunkel, kein Licht hinter den Fenstern, aber es war mir egal, ob ich sie weckte. Mit voller Wucht hämmerte ich mit der Faust an die Tür, das Geräusch hallte von den Wänden zurück.

»Herein«, rief Billy kurz darauf, und ein Licht ging an.

Ich drehte den Türknauf, die Tür war unverschlossen. Billy lehnte in der Tür neben der kleinen Küche. Er hatte sich einen Bademantel über die Schultern gelegt, aber er saß noch nicht in seinem Rollstuhl. Als er mich sah, weiteten sich seine Augen kurz, dann wurde seine Miene wieder gleichmütig.

»Guten Morgen, Bella. Was treibt dich so früh her?«

»Hallo, Billy. Ich muss mit Jake reden. Wo ist er?«

»Ähm … ich weiß nicht genau«, log er mit unbewegter Miene.

»Weißt du, was Charlie heute Morgen macht?«, fragte ich. Ich konnte diese ständigen Ausreden nicht mehr hören.

»Müsste ich das wissen?«

»Er und die Hälfte aller Männer aus der Stadt sind im Wald und machen Jagd auf riesige Wölfe.«

In Billys Gesicht zuckte es, dann guckte er mich wieder unbewegt an.

»Darüber wollte ich mit Jake reden, falls du nichts dagegen hast«, fuhr ich fort.

Billy schürzte die Lippen. »Ich wette, der schläft noch«, sagte er schließlich mit einer Kopfbewegung in Richtung Flur. »Er geht in letzter Zeit immer lange aus. Der Junge muss sich mal ausruhen – ich glaub, du lässt ihn besser schlafen.«

»Überlass das mal mir«, murmelte ich leise, als ich in den Flur ging. Billy seufzte.

Der Flur war nur einen Meter lang, und die einzige Tür führte in Jacobs winzige Kammer. Ohne anzuklopfen, stieß ich die Tür auf, sie knallte gegen die Wand.

Jacob, der immer noch dieselben schwarzen Shorts trug wie bei seinem nächtlichen Besuch bei mir, lag auf dem Doppelbett, das bis auf wenige Zentimeter an den Seiten den ganzen Raum einnahm. Obwohl er diagonal lag, war es nicht lang genug, seine Füße ragten am einen Ende über den Rand und sein Kopf am anderen. Er schlief tief und fest und schnarchte leise. Bei dem lauten Knall der Tür hatte er noch nicht mal gezuckt.



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