Bienzle und die letzte Beichte by Huby Felix

Bienzle und die letzte Beichte by Huby Felix

Autor:Huby, Felix [Huby, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ariane Autenrieth wohnte mit ihrem Freund, dem ehemaligen Bauunternehmer Fritz Gadamer, an einem Südhang über Gomadingen. Von hier aus hatte man einen Blick weit über die Schwäbische Alb. Bienzle musste von der Straße eine gewundene Steintreppe durch einen gepflegten, terrassierten Vorgarten hinauf zur Haustür. Als er sie erreichte, öffnete Ariane Autenrieth. »Ich habe Sie kommen sehen.«

Sie traten in einen gut achtzig Quadratmeter großen Raum, der auf seiner Südseite von einer riesigen Panoramascheibe abgeschlossen wurde, die mit schwarzen Raubvogelsilhouetten beklebt war. »Schön haben Sie’s hier«, sagte Bienzle.

»Ich möchte den Blick nicht missen«, antwortete Ariane.

Heute trug sie die Haare offen, was ihrem Gesicht einen schönen Rahmen gab, die Härte ihrer Züge aber nicht mildern konnte. »Wollen Sie Platz nehmen? Mein Mann ist beim Physiotherapeuten, und anschließend hat er noch einen Termin in der Klinik.« Ihre Hand wies auf eine ausladende braune Ledergarnitur vor der Fensterfront.

Bienzle blieb mitten im Raum stehen und sagte: »Sie haben mich angelogen. Warum?«

»Wie bitte? Was hab ich?«

»Am Freitagabend waren Sie nicht hier. Und Sie haben auch nicht ferngesehen. Sie waren in Ihrem Elternhaus in Felsenbronn. Ihre beiden Brüder haben das bestätigt.«

»Ich habe nur einen Bruder!«

»Jedenfalls gibt es zwei Zeugen dafür. Was haben Sie in Felsenbronn gemacht?«

»Ich wollte mit meinem Vater reden.«

»Und?«

»Ich war ein bisschen zu früh..., dachte ich. Er war wie jeden Abend mit dem Hund unterwegs. Normalerweise ging er den Felsenweg oben am Rand der Schlucht bis zum Donaublick. Dort steht eine Bank, die er gestiftet hat.«

Bienzle nickte. Er kannte ja die Stelle.

»Meine Mutter war nicht da«, fuhr Ariane Autenrieth fort. »Ich nehme an, sie war wie immer am Freitag beim Frauenkreis im Gemeindehaus. In der letzten Zeit hat sie sich immer enger an die Kirchengemeinde angeschlossen.«

»War Ihr Bruder Alexander da schon im Haus?«

»Er kam kurz nach mir.«

»Sie waren nicht miteinander verabredet?«

»Wie kommen Sie darauf?«

Bienzle ging nicht auf ihre Gegenfrage ein, sondern sagte: »Sie waren doch beunruhigt, weil Ihr Vater in den letzten Wochen und Monaten große Summen abgehoben hatte.«

Ariane schaute ihn überrascht an. »Woher wissen Sie das...? Ach so, natürlich. Alexander!«

»Nein, nicht Alexander! Karl!«

Ariane Autenrieths Augen wurden schmal. »Ja, der kam plötzlich auch noch und hat herumgeschrien. Aufgeführt hat der sich wie der letzte Mensch.«

Bienzle breitete die Arme aus. »Da hat sich eben einiges angestaut im Lauf der Jahre.«

»Mit welchem Recht?« Ariane wurde plötzlich laut. »Was maßt sich dieser Bankert an?«

Bienzle betrachtete die Frau mit Verwunderung. »Das können Sie sich nicht vorstellen?«

»Nein.«

»Kommen wir zum Freitagabend zurück. Karl und Alexander haben das Haus dann verlassen.«

»Ja.«

»Wann war das?«

»So gegen sieben Uhr.«

»Und Sie?«

»Ich hab noch eine halbe Stunde gewartet und ging dann auch los.«

»Wissen Sie, was ich mich frage?«

»Nein.«

»Warum hat Gottlieb mir das alles nicht erzählt?«

»Er war nicht da. Zumindest hab ich ihn nicht gesehen.«

»Und Sie wissen auch nicht, wo er war?«

»Das ist doch seine Sache. Ich hab mich nie groß um ihn gekümmert.«

»Sie mögen ihn nicht?«

»Er mag mich nicht. Er hat mich nie gemocht. Schon wie ich noch ein kleines Mädchen war, konnte er so gemein zu mir sein. Und wenn ich mich beschwert habe, haben meine Eltern immer ihm Recht gegeben.



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