Bernis Glück im Pech by Lise Gast

Bernis Glück im Pech by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-21T00:00:00+00:00


4. Kapitel

Der Tag, an dem Margot und Brigitte nach Hause kamen, endete schließlich so, daß Herr Friedrich mit Gisela die drei Wittekinds nach Hause fuhr. Sie hatten erst in Friedrichstein auf die beiden kleinen Radler gewartet, die auch sehr bald, strahlend vor Stolz, anrückten, ohne Panne und Kopfsturz. Frau Friedrich hatte sie dann alle noch zu einem ordentlichen Abendessen eingeladen, und dann ging es also per Wagen nach Hause. Es war traumhaft! Die Räder blieben inzwischen in Friedrichstein, und schon am nächsten Nachmittag machten sich die beiden großen Mädel zu Fuß auf, um sie zu holen und sich noch mal zu bedanken. Sie trafen nur Herrn Friedrich an, seine Frau war mit Gisela und Berni, der längst wieder dort war, in den Wald gegangen, um Hagebutten zu pflücken.

Herr Friedrich hatte das mit Absicht so eingerichtet. Er hatte am vorigen Abend lange überlegt und Gedanken und Pläne gewälzt, nun wollte er einmal mit der größten Schwester Wittekind sprechen. Er nannte Margot schon Sie, obwohl sie erst sechzehn Jahre war.

„Was, meinen Sie, würde Ihre Mutter wohl sagen, wenn ich ihr Bernhard abluchste?“ fragte er schließlich geradezu. „Er wäre so ein passender Bruder für Gisela, meine Frau und ich würden ihn sehr gern mit ihr zusammen aufwachsen sehen.“

Margot blieb der Mund offen stehen. Sie starrte Herrn Friedrich an.

„Berni? Ich glaube, Herr Friedrich, das ist nicht Ihr Ernst.“

„Und warum nicht?“ fragte Herr Friedrich ein wenig ungeduldig. Er hatte sich bereits in diesen Gedanken verliebt. Margot lachte.

„Mit Berni ist nicht viel Staat zu machen. Verstehen Sie mich recht, wir haben ihn trotzdem alle lieb. Aber er ist ein unmöglicher Zeitgenosse. Wo ein Eimer steht, in den man fallen kann, fällt er hinein. Wo eine Schwelle ist, stolpert er drüber. Er kann nichts dafür, aber er ist wirklich unmöglich.“

„Sagen Sie das nicht!“ ereiferte sich Herr Friedrich, „unmöglich — ich muß direkt vor meinen Vizesohn treten! Er ist ein gescheites Kerlchen, und musikalisch ist er auch.“

„Sicher“, sagte Margot, „aber ein richtiger Junge ist er doch wirklich nicht.“

„So?“ entgegnete Herr Friedrich, regelrecht empört. „Muß denn ein ‚richtiger‘ Junge unbedingt ein Lausbub sein? Einer, der Scheiben einschmeißt und Leute ärgert? Da bin ich wahrhaftig anderer Meinung. Ich habe Bernhard beobachtet diese letzten Tage. Freilich, ein Feuerkopf und ein toller Bursche ist er nicht. Aber wie lieb ist er mit Tieren, wie sorglich und wie überlegt. Da hatten wir eine Ente, die war mit dem Bein in eine Rattenfalle gekommen, und das Bein war gebrochen. Das hat er geschient — aber so geschickt! Gisela hat die Ente auf dem Schoß gehalten, und er hat sie verbunden. Erst Watte drum herum, dann zwei Stäbchen, heute watschelt das arme Vieh schon wieder munter herum. Vielleicht wird er mal Tierarzt. Ich glaube, ohne Tiere ist er ganz verloren.“

„Ja, und wir haben gar keine“, sagte Brigitte mitleidig. „Wenn wir welche hätten, würde er sicher auch nicht soviel herumstehen und nicht wissen, was er anfangen soll mit sich.“

„Sicher nicht! Bei uns langweilt er sich nie! Gisela sagt das auch, seit er da ist, weiß sie auch immer etwas anzufangen.



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