Bellem, Stephan R. - Die Chroniken des Paladins 01 by 03

Bellem, Stephan R. - Die Chroniken des Paladins 01 by 03

Autor:03
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sie verfluchte den eitlen Krieger für sein Handeln. Dergerons Aufgabe war so unmissverständlich wie ihr Handel gewesen. Dieser selbstgerechte Narr. Tizir am Leben zu lassen, war ein gefährliches Spiel. Männern wie Tizir behagte es nicht, im Abseits zu stehen. Früher oder später würde er versuchen, Rache zu üben.

Alynéa erkannte, dass sie sich vor dieser Rache fürchtete, denn zweifelsohne würde Tizir sie erneut unter seine Herrschaft zwingen. Sie wusste nicht, was Dergeron ihm erzählt hatte, doch seine Worte ließen sie vermuten, dass er Tizir sogar zu einem Verbündeten gemacht hatte. Die Vorstellung ließ sie erzittern. Dergeron allein schien ein sehr mächtiger Gegner zu sein; sollte er obendrein Hilfe von Tizir erhalten, wäre ihre Lage aussichtsloser als noch vor wenigen Tagen.

Die Magierin erkannte, dass sie sich nicht auf Dergerons Hilfe verlassen durfte. Aber immerhin war Tizir fort und sie somit endlich frei. Sollte der greise Widerling sich je wieder in ihre Nähe wagen, hätte sie Möglichkeiten, sich zu schützen. Eine solche Möglichkeit ging ihr gerade durch den Kopf.

Graf Totenfels war höchst überrascht, als die Tür seines Kaminzimmers sich öffnete und die zierliche Gestalt der wunderschönen Alynéa eintrat. Der Anblick der jungen Frau versetzte ihn in helle Freude; er verschwendete keinen Gedanken daran, dass keiner seiner Diener ihm ihre Ankunft gemeldet hatte.

»Welch Hochgenuss, Euch heute zu sehen, meine Liebe«, säuselte er von seinem bequemen Ohrensessel vor dem Kamin aus.

Alynéa verneigte sich mit einem eleganten Kniefall und senkte das Haupt ehrfürchtig. »Verzeiht, Graf, dass ich Euch so überrasche«, begann sie, »doch ich trage Wissen in mir, das mein Herz belastet.«

»So?« Totenfels wurde hellhörig. »Wissen welcher Art?«

»Ich hege den Verdacht, dass Euer Kommandant ein doppeltes Spiel mit Euch treibt. Ich habe ein Gespräch zwischen ihm und seinem Stellvertreter belauscht.«

Zu Alynéas Verwunderung schien der Graf nicht im Mindesten überrascht, sondern eher belustigt zu sein, denn seine Lippen formten ein gönnerhaftes Lächeln. »So früh schon? Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«

»Ich verstehe nicht ganz«, log Alynéa, denn in Wahrheit begann sie sehr wohl, das perfide Spiel, das die beiden Männer miteinander trieben, zu durchschauen. »Ihr habt bereits Verrat geahnt?«

»Natürlich«, erwiderte Totenfels. »Dergeron Karolus ist ein ehrgeiziger Mann, der sich nicht mit dem zweiten Rang zufriedengibt. Ich hätte jedoch erwartet, dass er vorsichtiger sei. Wie kommt Ihr zu diesem Wissen?«, fragte er.

Alynéa spielte weiter die Rolle der Unschuldigen. »Mein Meister, Shango Tizir, verlangte von mir, Dergeron und Euch für ihn auskundschaften. Ich hatte keine Wahl. Er hätte mich getötet.«

»Welch eine Verschwendung«, hänselte Totenfels sie. »Aber wie kommt es dann, dass der Zirkus die Stadt verlässt, und Ihr seid noch hier?«

»Tizir hat mich zurückgelassen. Auf Geheiß Eures Kommandanten. Ich weiß nicht, was die beiden im Schilde führen.«

»Ihr seid entweder sehr tapfer oder äußerst töricht, mir so offen von Euren Ränken zu erzählen«, meinte der Graf.

»Verzeiht«, unterbrach sie ihn. Jetzt werden wir sehen, wie gerissen du bist, dachte sie und sagte: »Ich lege mein Leben in Eure Hand; glaubt mir, ich hätte Euch nach unserer gemeinsamen Zeit nicht weiter hintergehen können.«

Nun zeigte sich echte Überraschung auf dem Gesicht ihres Gegenübers.



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