Belgariad 4 - Turm der Hexer by David Eddings
Autor:David Eddings [Eddings, David]
Die sprache: deu
Format: epub
14
Es war der erste Frühlingstag, und König Belgarion von Riva war schrecklich nervös. Er hatte das Herannahen von Prinzessin Ce'Nedras sechzehntem Geburtstag mit einer ständig wachsenden Besorgnis erwartet, und jetzt, wo der Tag schließlich gekommen war, befand er sich nahezu in Panik. Das tiefblaue Brokatwams, an dem ein halbes Dutzend Schneider wochenlang gearbeitet hatten, saß ihm nicht richtig. Irgendwie war es an den Schultern etwas eng, und der steife Kragen kratzte ihn am Hals. Außerdem schien seine goldene Krone an diesem Tag besonders schwer zu sein, und sein Thron kam ihm noch unbequemer vor als sonst.
Die Halle des Rivanischen Königs war für den Anlaß prächtig geschmückt worden, aber selbst die Banner und Girlanden aus zarten Frühlingsblumen konnten die düstere Strenge des Saals nicht ganz verbergen. Die versammelten Edlen jedoch plauderten und lachten miteinander, als ob nichts Besonderes wäre. Garion war erbittert über ihren herzlosen Mangel an Interesse angesichts dessen, was ihm bevorstand. Tante Pol stand zur linken Seite seines Thrones, in ein neues, silbernes Gewand gekleidet, einen Silberreif im Haar. Belgarath stand lässig zu seiner Rechten, in einem grünen Wams, das obwohl ebenfalls neu, bereits zerknittert aussah.
»Nun winde dich nicht so, Lieber«, sagte Tante Pol.
»Du hast leicht reden«, erwiderte Garion vorwurfsvoll.
»Versuche, nicht daran zu denken«, rief Belgarath. »Bald ist es vorbei.«
Dann kam Brand, mit eher noch finsterem Gesicht als üblich, durch eine Seitentür in den Saal und zur Empore. »Am Tor der Zitadelle ist ein Nyissaner, Eure Majestät«, sagte er leise. »Er sagt, er sei der Gesandte von Königin Salmissra und möchte der Zeremonie beiwohnen.«
»Ist das nicht unmöglich?« fragte Garion Tante Pol, verblüfft durch die überraschende Ankündigung des Wächters.
»Nicht ganz«, antwortete sie. »Wahrscheinlich ist es aber eher eine diplomatische Erfindung. Ich könnte mir vorstellen, daß die Nyissaner Salmissras jetzigen Zustand lieber geheimhalten möchten.«
»Was soll ich tun?«
Belgarath zuckte die Achseln. »Laß ihn herein.«
»Hier herein?« Brands Stimme klang schockiert. »Ein Nyissaner im Thronsaal? Belgarath, das kann nicht Euer Ernst sein.«
»Garion ist Großkönig des Westens, Brand«, erwiderte der alte Mann, »und das schließt Nyissa mit ein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß uns das Schlangenvolk je von großem Nutzen sein wird. Aber wir können wenigstens höflich sein.«
Brands Gesicht wurde starr vor Mißbilligung. »Wie lautet die Entscheidung, Eure Majestät?« fragte er Garion unmittelbar.
»Nun…« Garion zögerte. »Laß ihn eintreten, denke ich.«
»Sei nicht so unschlüssig, Garion«, mahnte Tante Pol.
»Es tut mir leid«, sagte Garion rasch.
»Und entschuldige dich nicht«, setzte sie hinzu. »Könige entschuldigen sich nicht.«
Er sah sie hilflos an. Dann wandte er sich wieder an Brand.
»Bitte den Gesandten aus Nyissa zu uns«, sagte er in bemüht versöhnlichem Ton.
»Und übrigens, Brand«, meinte Belgarath, »ich würde darauf achtgeben, daß sich niemand allzusehr darüber aufregt. Der Nyissaner hat diplomatischen Status, und es wäre eine ernsthafte Verletzung des Protokolls, wenn er unerwartet das Zeitliche segnen sollte.«
Brand verbeugte sich steif und ging.
»War das wirklich nötig, Vater?« fragte Tante Pol.
»Alter Haß stirbt langsam, Pol«, entgegnete Belgarath.
»Manchmal ist es am besten, alles klarzustellen, damit es später keine Mißverständnisse gibt.«
Als der Gesandte der Schlangenkönigin den Saal betrat, zuckte Garion vor Überraschung zusammen. Es war Sadi, der Obereunuch aus Salmissras Palast.
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