Babel 1 - Hexenwut by Cay Winter

Babel 1 - Hexenwut by Cay Winter

Autor:Cay Winter [Winter, Cay]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-02-19T15:27:03+00:00


Am nächsten Morgen fühlte sich Babel wie gerädert. Ihre Augen brannten, hinter der linken Schläfe pochte ein anhaltender Schmerz, und ihre Zunge klebte am Gaumen, als wäre sie mit Klebstoff festgemacht. Mit pochendem Herzen lag Babel im Bett und ließ die Bilder der Nacht Revue passieren. Für einen sehr kurzen Moment hoffte sie, das Ganze wäre nur ein Traum gewesen. Sam war also wieder da. Gerade als sie dabei war, sich in einen Plag zu verheben und während ein Hexenkrieg vor der Tür stand.

Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht, was? Sei ehrlich, Babel, träumst du noch von ihm? Wie es war, als er dich ansah, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als dich?

Das ist vorbei.

Bist du sicher?

Sie stöhnte und zog sich das Kissen über den Kopf. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war eine Tiefenprüfung vom Finanzamt!

Babel blieb hegen, bis ihr die Luft ausging, dann tauchte sie wieder auf und warf einen Blick auf den Wecker. Die roten Digitalziffern brannten sich auf ihre Retina, und plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass der Tiertransport Judiths Krähe vorbeibringen würde.

» Mist! « Sie sprang aus dem Bett, zerrte die Strickjacke vom Haken an der Tür, warf sie über und rannte die Treppe hinunter, wobei ihr Getrampel große Ähnlichkeit mit einer Stampede haben musste. Schwungvoll riss sie die Haustür auf und schickte eine magische Welle in die Schutzwälle des Grundstücks, die den Ablenkungszauber vom Haus nahm. Danach stand sie heftig atmend in der Tür, und der geschnitzte Bär mit dem Türklopfer im Maul schien missbilligend auf sie herabzusehen.

»Was? Noch nie verschlafen?«, fragte sie, aber der Bär antwortete nicht.

Die kühle Morgenluft zerrte an ihren Haaren und biss sie in die Wangen. Als sie auf die Straße schaute, sah sie, wie sich ein grüner Transporter langsam dem Haus näherte. Auf der Seitentür prangte das Logo des Tiertransportunternehmens. Vor ihrem Tor hielt der Wagen an, und ein missmutig aussehender Rotschopf stieg aus und warf dem Haus finstere Blicke zu. Schuldbewusst zog Babel den Kopf ein. Der Mann ging um das Auto herum, nahm eine Box aus dem Laderaum und trat an das Tor heran. Als er sie endlich erblickte, runzelte er die Stirn.

Sie musste einen schönen Anblick bieten. Blanke Beine mit Tennissocken, Strickjacke, zerzaustes Haar und vermutlich Kissenabdrücke auf der Wange. Sehr vertrauenerweckend.

»Ihr Haus liegt ganz schön versteckt, gute Frau. Ich bin dreimal dran vorbeigefahren, bevor ich es gesehen habe. Fast hätte ich es aufgegeben und wäre weitergefahren.«

»Ja, tut mir leid.«

»Na, ist ja nicht Ihre Schuld.«

Genau genommen war es ihre Schuld. Normalerweise bekam sie ihre Post an die Büroadresse geliefert. Nun ja, man konnte nicht an alles denken, vor allem nicht, wenn man erst gegen vier Uhr morgens eingeschlafen war. Ihr Gehirn befand sich noch irgendwo zwischen der Traumwelt und der ersten Tasse Kaffee.

Nachdem er seine missmutige Stimmung erst einmal überwunden hatte, stellte sich der Rotschopf als erstaunlich redselig heraus. Er bot ihr ein Pfefferminzbonbon an und versicherte ihr, wie vorbildlich sich die Krähe verhalten hatte.

»Nicht so wie die Schlange, die ich letzte Woche im Wagen hatte.



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