Babalon by Bernhard Aichner

Babalon by Bernhard Aichner

Autor:Bernhard Aichner [Aichner, Bernhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2015-05-03T16:00:00+00:00


Fotografien

Der Handspiegel daneben ein

Glas Grappa ohne Schuhe in kurzen Hosen am Dorfplatz. Sizilianischer Mittag.

Ein Brief an sie nach Monaten neben dem Glas tut es ihm leid und er weiß wie er war.

Sein Gesicht hat er nur kurz gesehen und dann die Fotografien in den Zeitungen wer kennt diesen Mann ein bescheidenes Gesicht ausdruckslos nur etwas Fragendes in den Augen für immer unbeantwortet erschossen an der Raststation zehn Kilometer von da wo er wohnte.

Er sucht nach Worten. Es ist wie etwas das schwer ist und man keine Kraft hat und man will und es regt sich kaum. Nur wenig. Aber es bewegt sich.

Er war da. An der Raststation. Er hat fotografiert sein Gesicht während er starb nur ein Augenblick zu ihm gewandt der Finger am Auslöser in diesem Moment nur was er sieht hinter der Kamera und er ein Bild nach dem anderen macht und er taumelt bis er zu Boden fällt mit dem Rücken zu ihm und liegen bleibt und sich nicht mehr rührt

und sie sich über ihn beugen mit der Waffe auf ihn gerichtet ob er noch lebt und sie sich aufrichten und einfach nur da stehen regungslos ihn anschauen jetzt die Waffen gesenkt die Blicke in seinen Rücken und er hastig den Film wechselt

und fotografiert.

Noch eine Stunde bis sie ihn wegbringen im Leichenwagen und nichts mehr bleibt als eine Blutlache hinter einem rot-weiß-roten Band das ihn von der Wirklichkeit trennt. Noch ein Glas weil alles so nah ist.

Er lebt jetzt im Zubau eines Hofes klein jeden Tag Kilometer im Lkw zu den Orangen dann am Dorfplatz so lange bis es weh tut.

Er wußte nichts nur sein Gesicht

kurz bevor er tot war weil er einfach da war den Wagen getankt etwas zum Trinken gekauft ohne Ahnung und nichts das irgendwie anders war bis plötzlich überall Polizei und er einfach da stand aus dem Nichts und dann Schüsse. Er greift die Kamera auf dem Rücksitz und fotografiert was passiert ohne daß er versteht

und dann sein Gesicht wie er ihn anschaut in sicherem Abstand kurz bevor er stirbt zwei Sekunden drei. Sein Gesicht das um Hilfe bettelt.

Zwölf Titelseiten. Seine Bilder.

Seit Monaten schreibt er diesen Brief immer wieder nur ein Versuch und sein Bild im Handspiegel und das Grappaglas um Mittag.

Bankräuber auf der Flucht erschossen. Notwehr weil er bewaffnet war. So schien es. Ein Bankräuber so schien es.

Sein Tag ist langsam wie nie. Er war dort.

Am zweiten Tag wurde er identifiziert. Zweiunddreißig aus Prato. Westlich von Florenz. Seine Lieblingsstadt. Schon vorher.

Da war dieser Überfall dann die Flucht die Verfolgung und das Versehen an der Raststation. Architekt in Prato kein Räuber. So als zöge er eine Waffe und sie schossen. In gutem Glauben.

Zwölf Titelseiten und unzählige Ankäufe im In- und Ausland. Sein Gesicht kurz bevor er starb mit diesen fragenden Augen ganz nah.

Dann Fotografien für die Staatsanwaltschaft weil man ermittelt gegen die Beamten die schossen. Als Zeuge einvernommen hautnah alles immer wieder. In Sicherheit am Rande.

Alles unbeschreiblich in ihm. Nur lange dichte Bilder. Stockend dicht und voll wie nie zuvor. Und die Sonne brennt auf dem Rücken.



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