Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) by Greco Kirsten

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) by Greco Kirsten

Autor:Greco, Kirsten [Greco, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: bookshouse
veröffentlicht: 2014-02-25T23:00:00+00:00


Kapitel 16

Herzstolpern

»Verdammt noch mal!« Wieder hatte sich Anna im Netz verfangen und war der Länge nach auf den Boden geschlagen. »Diese verfluchten Schleier richten mehr Unheil an, als sie nutzen!« Wütend fuhr sie sich durchs Gesicht und befreite sich von dem unsichtbaren Netz. »Ich hätte schwören können, das war gestern noch nicht hier.«

Alexander biss sich auf die Lippe, dennoch zuckten seine Mundwinkel, als er Anna galant seine Hand reichte. Unwirsch schob sie ihn zur Seite und rappelte sich zornig hoch.

»Wirklich, Alexander. Was denkt sich Richard nur dabei?«

Alexander verzichtete darauf, ihr beruhigend den Arm um die Schultern zu legen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es klüger war, Anna Gelegenheit zu geben, ihre Wut verrauchen zu lassen. So warf er lediglich den inzwischen völlig herabgerutschten und nun wieder vollständig sichtbaren grünen Schleier geschickt über die Gruppe junger Buchen, über der das Netz natürlich gestern bereits gehangen hatte.

Seit fast einer Woche versuchten sie, sich die unsichtbaren Zelte einzuprägen. Noah und Edmund hatten sie nach Richards Anweisungen an zehn verschiedenen, strategisch wichtigen Stellen um das große Blockhaus herum verteilt. Sie sollten ihnen Schutz und Vorteil gegenüber Kyra bieten, falls es ihr tatsächlich gelingen sollte, bis hierher vorzudringen. Alexander beobachtete, wie die kleinen Bäume samt Schleier vor seinen Augen verschwanden, und beeilte sich, Anna zu folgen, die zornig vorausstapfte, auf der Suche nach dem nächsten Schleier.

Ein wenig humpelte Alexander noch, doch die Krücken hatte er vorgestern zur Seite gelegt. Schmerzfrei war er noch nicht, besonders wenn er länger auf den Beinen war, plagte ihn seine Verletzung. Doch er hatte in der Nacht, als Anna das erste Mal die Feder benutzte, am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, wirkliche Schmerzen zu haben … und diese waren auszuhalten. Immer noch hielt er sicheren Abstand zu der großen, schlanken Gestalt vor ihm, deren Schritte allmählich langsamer wurden, bis sie schließlich stehen blieb.

»Wo bleibst du denn?« Anna drehte sich um, offenbar eher ungeduldig als ärgerlich.

Die Falten in ihrem Gesicht hatten sich ein wenig geglättet, als sie ihn zu sich winkte. Vorsichtig legte Alexander den Arm um ihre Schultern und, er hatte es gewusst, nun schob sie ihn nicht mehr beiseite.

»Sie werden uns einen Vorteil verschaffen, Anna«, begann er behutsam. Er merkte, wie sie sich versteifte, und trat einen Schritt zurück.

»Das weiß ich selbst, Alex. Aber es nützt nichts, wenn wir uns darin verfangen und Kyra sozusagen vor die Füße fallen.«

Alexander verkniff sich die Bemerkung, dass sich alle, außer Anna, die Stellen der Netze bereits eingeprägt hatten. Stattdessen zog er sie näher zu sich heran und küsste flüchtig ihre Stirn. »Später üben wir noch einmal mit unserem persönlichen Netz. Das klappt ja schon richtig prima.«

Anna nickte zerknirscht. »Weil du mir den Weg weist, Alex. Ich folge dir einfach nur. Das kann schließlich jeder.«

Alexander biss sich erneut auf die Unterlippe. Er fand, sie sah hinreißend aus. Ihre Wangen glühten vor Eifer, die Haare waren vom Wind zerzaust und auf ihrer Stirn hatten sich unzählige, neue Falten gebildet.

»Du unterschätzt dich, Anna. Ich denke, wir kommen unter dem Netz so schnell voran, weil wir ein gutes Team sind.



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