Aufstand der Pfennigfuchser by Schmidt Volker

Aufstand der Pfennigfuchser by Schmidt Volker

Autor:Schmidt, Volker [Schmidt, Volker]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-10T04:00:00+00:00


Absturz

Der Hype um die AfD wird nicht andauern, der Absturz ist nahezu unausweichlich – das lehrt die Erfahrung mit allen vergleichbaren Neugründungen. Die große Frage ist nur: Kommt der Absturz noch vor der Bundestagswahl oder erst danach? Die Gründung so knapp vor dem Wahltermin, die die junge Partei so unter Zeitdruck setzt beim Aufbau von Gremien und dem Erstellen von Programmen, könnte sich letztlich für die AfD als Glücksgriff erweisen: Vielleicht reicht die Zeit, damit die Gefahren nicht zum Tragen kommen, die ihr drohen.

Die allergrößte Gefahr ist die Kehrseite der programmatischen Offenheit: Wer damit spielt, auch für Wähler von ganz links und ganz rechts attraktiv sein zu wollen, lockt Leute an, die der Partei schaden können. Die AfD hat bereits zum Gründungsparteitag entsprechende Erfahrungen gesammelt. Da tauchte etwa auf der Facebook-Seite der Slogan »Klassische Bildung statt Multikulti-Umerziehung« auf – ein Satz wie aus dem Textbaukasten der Neonazi-Szene. Der AfD-Vorstand ließ ihn löschen; das sei bereits mehrfach vorgekommen, sagte AfD-Sprecher Gauland damals. Auch von mehreren Mitgliedern habe die Partei sich bereits trennen müssen. Das mögen Geburtswehen sein, die für eine neue Partei aber dramatische Folgen haben könnten. Die Piraten, die gerade nach internem Streit mehr um Personen denn um Inhalte in die Bedeutungslosigkeit zurücksinken, können ein Lied davon singen.

Fehltritte auf dem Weg zur Bundestagswahl zu vermeiden, ist eines der wichtigsten Ziele von Michael Heendorf. Er ist so etwas wie der Cheforganisator von Wachstums- und Wahlkampfkampagne der neuen Partei. Als ihm Reporter der Wochenzeitung Die Zeit über die Schulter sehen durften, hatte die AfD gerade 7 500 Mitglieder, wenige Wochen später, Ende April, waren es schon 10 000 (nach eigenen Angaben).

Jeder Mitgliedsantrag, schrieb die Zeit, werde geprüft, von Heendorf und den Sekretärinnen der Betonfirma von Schatzmeister Stenzel – denn die ist zugleich die Deutschland-Zentrale der AfD. Suspekte Anträge bekommen demnach gelbe Klebezettel mit handschriftlicher Notiz: »ehemaliges NPD-Mitglied«, »aktiv SPD«, »noch FDP?«. Das Team versucht, per Google & Co. herauszufinden, wer die Neuzugänge sind.

Das reicht nicht immer. Am 20. April teilte der Vorstand der AfD mit, er habe »heute einstimmig einem Mitglied, das seine Kontakte zur NPD beim Eintritt verschwiegen hat, die Mitgliedsrechte mit sofortiger Wirkung entzogen und ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet«. Der AfD lägen »Informationen vor, denen zufolge das Mitglied diverse Kontakte zur NPD unterhalten und auf NPD-Veranstaltungen gesprochen hat«, hieß es weiter. Das sei »unvereinbar mit den Grundwerten der Alternative für Deutschland«.

Das gilt offenbar auch für die Twitter-Äußerungen von Stefan Milkereit. Der war zeitweise als Beisitzer im Bundesvorstand der AfD. Bis im Twitter-Kanal, der seinen Namen trägt, stand, ein »Multi-Kulti-Gen« führe zu »Mutationen und damit zu Krankheiten, die vorher bei Reinrassigkeit nicht vorhanden waren«; das sei »wissenschaftlich erwiesen«. Parteisprecherin Frauke Petry teilte nur knapp mit, Milkereit sei zurückgetreten.

Nicht immer ist die AfD so wählerisch. Auf ihrer Unterstützerliste führt sie Leute wie Wilhelm Hankel, einst Präsident der Hessischen Landesbank, der auch schon in der National-Zeitung von Gerhard Frey, Gründer der rechtsextremen DVU, veröffentlichte. Oder Karl Albrecht Schachtschneider, der auch schon vor den Rechtspopulisten von Pro Köln auftrat und wie viele andere Unterstützer der AfD seine



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