Auf Zehenspitzen berühre ich den Himmel by Prowse Amanda

Auf Zehenspitzen berühre ich den Himmel by Prowse Amanda

Autor:Prowse, Amanda [Prowse, Amanda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-10-26T00:00:00+00:00


Sechzehn

Poppy wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als mit einem Knall die Haustür aufflog. Seit Claudia wieder nach Hause gefahren war, vermisste sie viele Annehmlichkeiten, zum Beispiel einen hilfreichen Engel, der Besucher zur Ruhe anhielt und ihr einen ungestörten Schlaf garantierte.

»Wir sind es nur!« Martin beugte sich übers Sofa und drückte seiner Frau einen Kuss auf die Stirn.

Poppy setzte sich langsam auf, ohne auf den bohrenden Rückenschmerz, den trockenen Mund und die brennenden Augenlider zu achten, die bei jedem Blinzeln wehtaten.

»Hattest du einen schönen Tag, Peg?« Sie reckte den Hals, um ihre kleine Tochter möglichst gut im Blick zu haben.

Pegs Miene war mürrisch. »Überhaupt nicht. Ich bin schon wieder nicht Klassenbuchführerin geworden. Pawel Cyrekicz hat es geschafft, und der weiß nicht mal, was ein Klassenbuchführer ist. Es ist so gemein!« Peg polterte die Treppe hinauf, um Trost in ihrem Zimmer zu suchen.

»Nun lauf doch nicht weg, Peg! Morgen hast du Geburtstag und allen Grund, dich zu freuen.«

»Mein doofer Geburtstag ist mir egal! Mir ist überhaupt alles egal!«, lautete die erboste Antwort.

Poppy schwang die Beine vom Sofa. »Mart, kannst du mir einen Gefallen tun, Liebling?«

»Natürlich.« Er hielt im Auspacken der Einkäufe inne und kam aus der Küche ins Wohnzimmer.

»Kannst du mich ins Dorf fahren? Ich muss etwas erledigen.« Als sie aufstand, schwankte sie und musste sich festhalten.

»Klar. Was ist? Soll ich nicht lieber für dich fahren und dir die Rumrennerei ersparen?« Er kam näher und bemerkte ihre stählern entschlossene Miene. Also trocknete er sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und trottete davon, um den Autoschlüssel zu holen.

Einige Minuten später bog Martin mit dem Golf in den Lehrerparkplatz von Pegs Schule ein und öffnete seinen Sicherheitsgurt.

Poppy betrachtete den Rotdornbaum. Schwere Dolden rosafarbener und weißer Blüten bedeckten jeden Zweig. Die zarteren Blütenblätter schwankten in der sanften Brise. Sie beobachtete, wie sie konfettigleich auf die Windschutzscheibe rieselten. »Wunderschön!«

»Ja, das bist du.« Martin sah zu, wie sie sich vorbeugte, um den zauberhaften Anblick zu genießen. »Los, ich komme mit. Du siehst nicht besonders fit aus.« Er wollte die Tür öffnen.

Poppy legte ihm die Hand auf den Oberschenkel. »Offen gestanden gehe ich lieber allein, Liebling, wenn du nichts dagegen hast.«

Martin stellte fest, dass sie ungeduldig am Sicherheitsgurt zerrte. Auf ihrem ansonsten blassen Gesicht zeichneten sich zwei leuchtend rote Flecken ab. Offenbar war sie ziemlich aufgebracht. »Nein, überhaupt nicht. Ich warte hier. Du brauchst mich nur zu rufen.«

Sie drückte seine Hand. »Das weiß ich doch. Bin gleich zurück.«

Sie knöpfte den Mantel zu und atmete die frische warme Luft ein. Es war so schön, im Freien zu sein! Langsam ging sie auf die Schultür zu und spürte, wie unsicher sie auf den Beinen war. Die letzten Tage hatte sie meist sitzend oder liegend verbracht, und nun erforderte jede Bewegung höchste Konzentration. Drinnen schlich sie den Flur entlang und hielt inne, um sich an eine Wand zu lehnen und die vielfarbigen Wandgemälde der Kinder zu betrachten. Sie bewunderte die Menschen mit den übergroßen Köpfen und Körpern und den grünen und violetten Haaren. Dann musterte sie die Fotos vom



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