Apostelwasser by Ramstetter Regina

Apostelwasser by Ramstetter Regina

Autor:Ramstetter, Regina [Ramstetter, Regina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783960410072
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


EIN BARTSCHATTEN stand in Erwin Zierers Gesicht, die Augen hinter den Gläsern forschten: in Ben, durch die Räume, und auch die kleine Eleni blieb nicht ausgespart.

Trotzdem war Ben heilfroh, dass der verantwortlich zeichnende Redakteur der Internetseite www.intern-at.de seinem Vorschlag spontan zugestimmt hatte, ihn nicht in Regensburg zu treffen, sondern ins Wimmerhaus in der Milchgasse in Passau zu kommen. Ein Gespräch in der Privatwohnung des ermittelnden Kommissars, der ein Baby in den Armen hielt? Spätestens jetzt kamen Zierer vermutlich Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Zusammenkunft.

»Nehmen Sie doch Platz.« Ben zog ein Spucktuch von der Couch und stopfte Schnulli samt Kette in seine Hosentasche. Er kam sich dämlich vor, abgrundtief inkompetent. Ob das Müttern immer so erging? Es war erbärmlich. »Wissen Sie, bis vor einer Woche hatte ich keine Ahnung, dass ich eine Tochter habe. Und gestern Abend hatte die Mutter den genialen Einfall, dass es an der Zeit wäre, meinen Beitrag einzufordern. Das alles kam ein bisschen überraschend, deshalb die Unannehmlichkeiten. Entschuldigen Sie.« Irgendwie schwächte Ben die emotionale Achterbahnfahrt, in der er gerade über immer höher werdende Berge von Tal zu Tal rauschte. Sein Magen hob und senkte sich im Minutentakt. Normalerweise trug er unangenehme Wahrheiten nicht auf der Zunge, sondern saß derlei Peinlichkeiten aus.

»Einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag haben Sie, wie es aussieht, schon geleistet«, sagte Zierer trocken und zeigte auf Eleni. »Da ist es nur recht und billig, die Konsequenzen mitzutragen, und allzu viel haben Sie ja nicht versäumt. Bis jetzt.«

Boom. Bäng!

Die Latte knallte Ben unerwartet an die Stirn. »Ähm. Klar. Nur, ich wollte mich nie drücken. Ich wusste ja nicht einmal …« Stopp! Keine Rechtfertigungen.

»Es geht mich natürlich nichts an«, Zierer lächelte, was seine Wangen noch einen Tick stärker einfallen ließ, »aber Sie wären ein Narr, wenn Sie keine Zeit mit diesem kleinen Wunder verbringen wollten. Kinder geben dem Leben erst einen tieferen Sinn, und sie werden so schnell erwachsen.«

Schnell erwachsen? Das schien Ben etwas arg weit hergeholt, aber einen Stich im Herzen spürte er dennoch. Er dachte an Zoe und den Grund, warum er eigentlich keine Kinder wollte. Und jetzt? Sein Herz glühte vor Stolz und Fürsorge. Ihm wurde ganz schwummrig, wenn er nur daran dachte, jemand könnte diesem kleinen Wesen ein Leid zufügen. Er musste Eleni Zoe beschützen, damit sich das Schicksal nicht wiederholte. Und ja, er würde seinen Beitrag leisten. Irgendwie. Er hatte es bereits am Wochenende geahnt und wusste es seit heute Morgen mit absoluter Sicherheit, trotzdem fiel ihm nicht ein, wie sich das bewerkstelligen lassen könnte. Ohne Familie, die einen unterstützte. Womöglich ohne Valli. Ben fürchtete sich vor dem Gespräch mit ihr. Nur noch ein paar Stunden.

Das Gedanken- und Gefühlschaos machte es ihm schier unmöglich, sich auf den Job zu konzentrieren. Ben legte Eleni auf eine Decke auf dem Boden und goss Zierer ein Glas Wasser ein. »Die alles entscheidende Frage für mich ist, ob Sie es für möglich halten, dass ehemalige Opfer von Missbrauch und Gewalt derart martialisch vorgehen, um sich an Tätern und Verhinderern zu rächen.« Ben hatte Erwin Zierer gestern



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