Äon by Greg Bear

Äon by Greg Bear

Autor:Greg Bear [Greg Bear]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2010-09-16T22:21:07+00:00


Der tote sowjetische Soldat schwebte zwanzig Minuten vor dem Gerüst im Bohrloch der siebten Kammer. Wie er so weit vorgedrungen war, darüber ließen sich nur Vermutungen anstellen. Offenbar war er nicht verwundet; vielleicht hatte er sich vor dem Absprung gefürchtet und war an der Achse geblieben, bis sein Luftvorrat zur Neige ging. Langsam trieb er nun wieder in Richtung sechste Kammer durchs Bohrloch. Freilich war jetzt keine Zeit, ihn einzufangen und hinunterzubringen. Er warf einen finsteren Schatten auf die Abschiedsszene. Scheinbar verfolgte er den Vorgang interessiert mit aufgerissenen Augen, die hinter dem Helmvisier im bleichen Gesicht zu erkennen waren.

Hoffman umarmte Lanier, Carrolson und Farley. Der unhandliche Raumanzug behinderte die praktische Ausführung, nicht aber die Gefühle. Heineman war schon an Bord des V/STOL, das wie ein Schildfisch am Röhrengleiter haftete.

Sie standen eine kurze Weile wortlos am stumpfen Ende der Singularität, als Hoffman schließlich sagte: »Garry, das ist keine wilde Treibjagd, wie du weißt. Wir brauchen nur die Kleine. Wer immer sie uns weggenommen hat, weiß, wie sehr wir sie brauchen. Natürlich bin ich von Natur aus skeptisch. Jedenfalls habt ihr eine sehr wichtige Mission vor euch. Gute Reise.«

Farley wandte sich an Hoffman. »Wir kamen gestern abend zu einer Entscheidung – Hua Ling und wir andern Chinesen. Es sollte zwar erst heute abend bekanntgegeben werden, aber es wird niemand was dagegen haben, wenn ich’s schon jetzt sage. Wir halten zum Westen. Das sowjetische Wissenschaftlerteam hat uns Angebote gemacht, aber wir stehen auf eurer Seite. Ich glaube, die sowjetischen Wissenschaftler würden liebend gern unserem Beispiel folgen. Jedenfalls wollte ich das vor dem Abschied mitteilen.«

»Danke«, sagte Hoffman und drückte Farley die Hand im Handschuh. »Wir sind alle gespannt. Aber das wißt ihr. Viel Erfolg auf eurer Entdeckungsreise, an der viele Hunderte von uns gern teilnehmen würden.«

»Darum hab’ ich mich sofort freiwillig gemeldet«, erklärte Carrolson.

»Keine Zeit verplempern!« schimpfte Heineman. »Alles an Bord!«

»Halt den Mund und laß uns mal sentimental sein!« schimpfte Carrolson zurück.

»Wird schon klappen«, sagte Hoffman zu Lanier, als sie sich noch einmal in die Arme schlossen und durchs Helmvisier anschauten.

»Los geht’s!« sagte Lanier. Sie hakten ihre Sicherheitsleinen an eine lange Stange, die vom Flieger herüberreichte, und stießen sich nacheinander zur Luke hin ab. Die Luftschleuse faßte zwei Personen, und Lanier ging als letzter an Bord. Nachdem die Luke geschlossen und der Luftdruck normalisiert worden war, schlüpfte er aus seinem Anzug und verstaute ihn im Fach unter der Schleusensteuerung.

Bei nur vier Passagieren erwies sich das Innere des Flugzeugs als geräumig. Der vordere Teil der Fahrgastkabine war mit wissenschaftlichem Gerät in Kisten gefüllt, das Carrolson und Farley vor dem Angurten überprüften. Lanier gesellte sich zu Heineman ins Cockpit.

»Treibstoff- und Sauerstoffzuleitungen klar«, sagte Heineman, der die Instrumente prüfte. »Röhrengleiter ist gecheckt. Alles startklar.«

Er blickte erwartungsvoll zu Lanier.

»Dann starten wir«, sagte Lanier.

Heineman klappte die Säule für die Röhrengleitersteuerung heraus und fixierte sie vor sich. »Moment«, sagte er und fügte über die Bordsprechanlage hinzu: »Meine Damen, Brechtüten in den Taschen der Lehnen vor sich. Keine Andeutung, nur’n Tip für den Fall des Falles.«

Er drückte die Knöpfe für die Klammern.



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