Ange im Turnier - Band 1 by Lise Gast

Ange im Turnier - Band 1 by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-08T00:00:00+00:00


'Verbot! Ich bin alt genug, um selbst zu wissen –'

'Ange!' rief Margot dazwischen. Aber es war schon zu spät. Ange ließ sich hinreißen, sie war zu aufgeregt, es ging mit ihr durch.

'Kein vernünftiger Mensch verbietet einem anderen, der sich unsicher fühlt, noch mal eine Aufgabe zu lösen. Wenn ich es nicht versucht hätte –'

'Dann hättest du morgen reiten können. So kannst du es nicht', sagte Kornelius.

Ange sprang auf. Sie packte ihn bei den Schultern.

'Aber es kann doch noch – wenn es nicht gebrochen ist, kann es doch noch gut werden bis morgen vormittag! Wenn wir es kühlen – und ich habe auch Alfreds Wundersalbe da. Gerade für Prellungen ist die so gut –'

'Trotzdem wirst du nicht reiten. Wenn ich etwas ganz genau weiß, dann das. Disziplin ist das erste, was ein Reiter haben muß', sagte Kornelius Reuter. 'Was du getan hast, ist disziplinlos. Ich werde Brokats Meldung sofort zurückziehen.'

Er wandte sich zur Tür. Jetzt aber griff Margot doch ein. Sie faßte ihn am Arm.

'Ist es nicht besser, wir warten damit?' fragte sie flehend. 'Wenn wir das Bein mit der Salbe behandeln! Es ist doch noch Zeit bis morgen, eine ganze Nacht und ein halber Tag! Versuchen können wir es doch. Die Meldung zurücknehmen eilt doch nicht. Das genügt morgen kurz vor dem Ritt!'

'Brokat wird morgen nicht gehen', sagte Kornelius Reuter, es klang unerbittlich und unerschütterlich. Margot schwieg. Ange schwieg auch. Reuter verließ den Stall.

'Ange!' sagte Margot schwach und schleppte sich zu Brokats Boxe. Ange stand darin, an das Pferd gelehnt, die Stirn in Brokats Mähne. Sie antwortete nicht. Plötzlich warf sie den Kopf zurück, sah Margot an, fragte:

'Glaubst du, daß er es ernst meint?'

'Natürlich!' Wenn Margot von etwas überzeugt war, dann davon. Ange packte sie an den Blusenaufschlägen.

'Auch, wenn das Bein abgeschwollen ist?'

'Aber Ange, du kennst deinen Mann doch!'

Ange überlegte noch eine Sekunde, dann schob sie Margot beiseite und lief aus der Boxe, aus dem Stall. Sie rannte wie eine Rasende, Margot wollte ihr eigentlich folgen, stand dann aber davon ab. Zu dieser Auseinandersetzung gehörten nur zwei.

Es dauerte nicht sehr lange, da kam Ange zurück. Sie war sehr blaß, aber sie weinte nicht. Margot hatte einen Ausbruch befürchtet und erhofft. Besser alles heraus aus dem Herzen, sich leerheulen, und dann wieder von vorn anfangen. Nur nichts verkrampfen! Sie betrachtete die Freundin mit Sorge.

Ange sagte nichts, sondern ging in die Ecke des Stalles, in der ihr Schlafsack auf dem Stroh lag, und begann, verschiedene Sachen in ihren Seesack zu stopfen. Margot kam zögernd heran.

'Was machst du denn?'

'Ich fahre weg. Ich fahre nach Hause. Hier bleib ich nicht', fauchte Ange. 'Ich hab es ihm gesagt. Wenn er mich morgen nicht reiten läßt, auch nicht, wenn Brokats Bein morgen wieder abgeschwollen ist und sie nicht mehr lahmt – dann fahr ich weg. Soll er doch sehen, wie er ohne mich auskommt!'

'Aber Ange! Das kannst du doch nicht!'

'Warum denn nicht? Wenn das A-Springen sowieso für mich ausfällt?'

Aber alles andere! Die Pflege der Pferde, das Voltigieren, die ganze Verantwortung – Margot sagte es nicht. Sie dachte es, aber sie sprach es nicht aus.



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