Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens by Link Charlotte

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens by Link Charlotte

Autor:Link, Charlotte [Link, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-06-15T17:00:00+00:00


10

Sophie starb am späten Abend dieses 25. April.

Sie hatte das Bewußtsein nicht mehr erlangt.

Es hatte keine Möglichkeit gegeben, sie zu befragen.

Dritter Teil

Jessica, Dokument V von Timotheus Burkhard

Was hat eine Frau wie Jessica bewogen, einen Mann wie Alexander zu heiraten?

Genau diese Frage hat mich bereits einmal in einem anderen Zusammenhang beschäftigt: Was hat eine Frau wie Elena bewogen, einen Mann wie Alexander zu heiraten?

Jessica und Elena sind äußerlich völlig verschieden, aber in ihrem Wesen finden sich eine Menge frappierender Übereinstimmungen. Beide sind unabhängig, eigenständig, willensstark und souverän. Frauen, die gern in einer Partnerschaft leben, die aber die Partnerschaft nicht brauchen, um leben zu können. Das unterscheidet sie deutlich von Patricia und Evelin. Für Patricia ist die Ehe ein Statussymbol, an dem sie selbst dann eisern festhält, wenn innerhalb dieser Ehe nichts mehr dem nach außen getragenen Bild entspricht. Und Evelin kann allein nicht existieren. Sie wäre ein Blatt im Wind ohne den Mann an ihrer Seite, der ihr sagt, was sie zu tun oder zu lassen hat.

Jessica. Ich lernte sie kennen, als sie gerade unseren Schäferhund eingeschläfert hatte. Es war mitten in der Nacht, und Evelin hatte keinen anderen Arzt erreichen können. Der Zustand des Hundes war dramatisch, es schien fraglich, ob man die Tierklinik noch würde erreichen können. Zudem hätte dies den Hund verängstigt und zusätzlich gestreßt. Evelin hatte sich der jungen Tierärztin entsonnen, die ein paar Häuser weiter wohnte, und die Liebe zu ihrem Hund hatte sie über ihren Schatten springen und dort zu nachtschlafender Zeit anrufen lassen, was für Evelins Verhältnisse außergewöhnlich skrupellos war, zumal sie noch nie Jessicas Praxis aufgesucht hatte.

Jedenfalls kam Jessica, schläferte das Tier ein und spielte anschließend noch Seelentröster bei Evelin, die mal wieder mit dem Schicksal haderte. Ich kam irgendwann so gegen drei Uhr morgens ins Wohnzimmer und traf die beiden Frauen bei einer Flasche Sekt an. Evelin erzählte Geschichten aus dem Leben des Hundes, der tot neben dem Sofa auf einer Decke lag. Ich hatte Jessica zuvor schon ein paarmal im Vorbeifahren in ihrem Vorgarten gesehen, aber ich hatte noch nie mit ihr gesprochen. Sie war mir aufgefallen, und nun, da sie unmittelbar vor mir saß, versuchte ich zu ergründen, womit sie meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Sie ist attraktiv, aber nicht in der Weise, daß man automatisch den Kopf nach ihr drehen würde, wenn sie über die Straße geht. Sie hat braune, mittellange Haare, ein blasses, schmales Gesicht, schöne grüne Augen mit ein paar braunen Sprenkeln darin. Ihre Figur ist auffallend hübsch, sie hat lange, sehr gut geformte Beine und ist außerordentlich schlank. Meist trägt sie Jeans, Turnschuhe, ein Sweatshirt. Sie ist weder mondän noch besonders gestylt, noch fängt sie unwillkürlich zu kichern, zu kokettieren oder zu flirten an, wenn ein Mann in ihre Nähe kommt, so wie manche Frauen das tun. Sie vermittelt eher das Gefühl, es mit einer praktischen, bodenständigen Person zu tun zu haben. Man kann sich gut vorstellen, wie sie beherzt in das Maul eines Rottweilers greift, um seine Zähne zu untersuchen, oder einer Kuh hilft, ihr Kalb zur Welt zu bringen.



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