Alpentod - Kriminalroman by Michael Gerwien

Alpentod - Kriminalroman by Michael Gerwien

Autor:Michael Gerwien [Gerwien, Michael]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-25T22:00:00+00:00


Kapitel 15

»So, Herr Richter. Dann erklären Sie mir doch bitte erst einmal, was die Vorstellung in Monikas kleiner Kneipe am Samstagabend sollte.« Hauptkommissar Franz Wurmdobler schaltete das Bandgerät ein, das immer auf dem Tisch im Verhörraum stand.

Es gab einen kleinen Triumph zu feiern. Der Zorn Gottes, der kleine vollbärtige Waldemar Richter, war ihnen ins Netz gegangen. Eine Streife hatte ihn am späten Nachmittag auf dem Stachus aufgegriffen, als er harmlose Passanten angepöbelt hatte. Es war zwar schon nach sieben, aber Franz schob in diesem Fall nur allzu gern Überstunden. Schließlich hatte er ein ganz persönliches Interesse an der Sache. Endlich würde er herausfinden, was Richter in Monikas kleiner Kneipe gemeint hatte, als er damit drohte, Franz und seine Freunde mitsamt dem Schnupfen von der Erdoberfläche zu fegen.

»Da gibt es nichts zu erklären, kleiner, dicker Wurmdobler.« Richter blickte Franz mitten ins Gesicht und reckte herausfordernd das bärtige Kinn nach vorn.

»Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Mann. Oder glauben Sie etwa, wir sitzen zum Spaß hier?« Frech brauchst du mir nicht zu werden, Bürscherl, dachte Franz. Dann ziehen wir gleich ganz andere Seiten auf. Wart’s nur ab. »Also, was sollte dieser Schmarrn, uns damit zu drohen, uns alle von der Erdoberfläche zu fegen?« Er setzte ein undurchdringliches, ernstes Gesicht auf.

»Nichts.« Richter verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

»Nichts ist mir zu wenig.«

»Mir doch egal.«

»Passen Sie auf, Richter.« Franz schaltete das Aufnahmegerät aus. »Entweder Sie reden, oder ich buchte Sie erst mal wegen Morddrohung und Passantenbeleidigung in einer schönen Gemeinschaftszelle für vorläufige Festnahmen ein.«

»Lächerlich.«

»Das werden wir ja sehen. Wir machen das so. Den Jungs in der Gemeinschaftszelle lassen wir zukommen, dass Sie ein Kinderschänder sind. Da sitzt gerade ein Koloss aus Niederbayern, der seinen Chef erschlagen hat, und einen Killer von der Russenmafia haben wir auch da.« Franz lächelte kalt. »Die zwei werden einen klein gewachsenen Kinderschänder wie Sie sicher über alles lieben. Wie alle harten Jungs. Was halten Sie davon?«

»Das dürfen Sie gar nicht.« Richters Augen bewegten sich unsicher hin und her. Er rieb nervös seine Handflächen aneinander. »Ich bin doch gar kein Kinderschänder. Außerdem habe ich in der Untersuchungshaft das Recht auf eine Einzelzelle.«

»Mir doch egal.« Franz lehnte sich in seinem Stuhl zurück und setzte sein coolstes Pokerface auf. Ihm war beim besten Willen nicht anzusehen, ob er Ernst machen würde oder nicht. Hoffentlich schluckt der Depp den Bluff, dachte er.

»Na gut, ist eh alles wurscht. Ich habe nichts Schlimmes zu verbergen. Was wollen Sie wissen?« Nachdem Richter noch eine Weile gezögert hatte, beugte er sich nun vor und sah Franz erneut direkt ins Gesicht.

»Das habe ich Ihnen gerade gesagt. Wieso haben Sie mir und meinen Freunden damit gedroht, uns von der Erdoberfläche zu fegen?«

Franz schaltete das Bandgerät wieder ein und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an.

»Das war doch gar nicht richtig ernst gemeint. Ich wollte Ihnen bloß Angst machen.«

»Ach wirklich? Und warum?«

»Weil Sie und dieser Raintaler mich damals im Weißen Bräuhaus verhaftet haben.«

Also hatte es tatsächlich etwas damit zu tun. Franz schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so nachtragend sein? Unglaublich.



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