Alles wegen Valentino by Viveca Lärn

Alles wegen Valentino by Viveca Lärn

Autor:Viveca Lärn [Lärn, Viveca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-08-21T00:00:00+00:00


Stell dir vor, ein fliegender Hühnerhund

Eddie wurde wach, weil jemand auf seiner Bettkante saß. Zuerst begriff er überhaupt nicht, wo er war und warum es so zischte und jaulte, wenn er atmete. An der Wand neben dem Bett hingen keine Plakate. Keine Madonna. Kein Maradona. Und vor allem kein Maxon Jaxon. Die Wand wurde eingenommen von einem riesigen Fenster, durch das ein riesiger dunkler Himmel schaute, an dem sich Morgenwolken jagten. Dann fiel ihm der Abend und das Krankenhaus wieder ein. War er für immer hierher gezogen? Das würde er ändern. Sobald er wieder ein bißchen besser Luft bekam, würde er wieder zum Bach laufen, und an seiner Seite hüpfte Valle, und Maxon Jonsson lag sicher in seinem Glas.

Aber die da auf seiner Bettkante saß, kam ihm irgendwie bekannt vor. Sie hatte so fröhliche Augen, und ihr Gesicht leuchtete wie eine Sonne. Eine sommersprossige Sonne.

'Guten Morgen, Eddie!' sagte sie. 'Erinnerst du dich noch, wie ich heiße? Klara! Klara, klar wie der Morgenstern – das hat meine Großmutter immer gesagt. Und jetzt muß ich Puls und Fieber bei dir messen.'

Eddie atmete heftig, und seine Augen wurden mißtrauisch.

'Hast du übrigens die Jacke weggenommen? Die gehört Papa.'

Klara erklärte, daß niemand ihm etwas wegnehmen wollte. Im Krankenhaus wurde einem nur geholfen. Und jetzt wollte sie seinen Puls mit einem Stethoskop abhorchen. 120! Dann mußte er ein Thermometer in den Mund nehmen, denn sie wollte wissen, wieviel Fieber er hatte. Eine ganze Minute lang durfte er nicht reden! Das machte gar nichts, aber es war anstrengend, nur durch die Nase zu atmen. 38,6 hatte er. Dann erzählte Klara, daß Eddie vierzigmal in der Minute atmete.

'Reicht das?' fragte er besorgt.

Sie nickte und lächelte.

'Möchtest du noch mehr fragen?'

Eddie nickte. 'Wo ist Papas Jacke?'

Klara zeigte ihm den Schrank, ein Schrank nur für Eddie. So was hatte Eddie noch nie gehabt. Er wollte Arne bitten, nach Hause zu fahren und das Indianerkostüm zu holen. Das könnte dann auf einem Bügel für sich allein hängen.

'Hund Harne?' flüsterte Eddie und drehte den Kopf.

'Arne, dieser Langschläfer. Kriegt man den zu Hause auch so schwer wach? Ich hab ihn unter den Füßen gekitzelt und ihm gedroht, ihn mit kaltem Wasser zu begießen.'

'Sing doch!' schlug Eddie vor.

'Eine ausgezeichnete Idee', fand Klara und räusperte sich, ehe sie sich an Arnes Fußende aufstellte und 'Die güld’ne Sonne voll Freud’ und Wonne' anstimmte.

Im Bett wurde es sofort lebendig.

'Nein, nein, verschon mich!' brüllte Arne und hielt sich die Hände vor die Ohren.

Dann mußte Eddie kräftig in ein Rohr atmen, das an einem Meßgerät befestigt war, und da konnte Klara an einer Skala ablesen, wieviel Luft aus ihm herauskam. Das schrieb sie auf. Dann mußte er wieder Sultanol einatmen. Eddie war eine wichtige Person.

Er durfte so viel roten Saft trinken, wie er wollte. Arne aber mußte sich die Zähne putzen gehen. Er fragte sich, was Axel wohl sagen würde, wenn er merkte, daß Arne nicht in der Schule war. Nichts, wahrscheinlich. Der hatte doch nur sein kleines Ferkel im Kopf.

Die Kinder in den anderen Betten lagen ganz still. Der große Junge im Bett gegenüber war schon angezogen.



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