Alles oder Nichts - Der große Wurf der Päpste by Andreas Salcher Johannes Huber
Autor:Andreas Salcher, Johannes Huber [Andreas Salcher, Johannes Huber]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783711051448
Herausgeber: Ecowin Verlag
veröffentlicht: 2017-04-17T16:00:00+00:00
Afrika kämpft mit allen Problemen dieser Welt
Fragte man Verantwortungsträger in der Kurie nach der Zukunft der Kirche, erhielt man oft ein einziges Wort als Antwort: Afrika. Viele Hoffnungen richteten sich auf diesen jungen, vitalen Kontinent, wo es weder an Gläubigen noch an Priesternachwuchs mangelte. Bei genauerer Betrachtung gab es dafür aber eher profane Gründe.
Die Ermittlung der tatsächlichen Mitgliederzahl der einzelnen Kirchen in Afrika erwies sich schon als große Hürde. In den Städten lebten die Menschen in großen Familien mit acht bis zehn Menschen in einem einzigen Raum, der sich bestenfalls zum gemeinsamen Schlafen in der Nacht eignete. Die Tage verbrachten sie an den oft weit entfernten Arbeitsplätzen, nur am Sonntag waren alle Bewohner einer Hütte gezwungen, Orte zu finden, an denen sie sich aufhalten konnten. Kirchen hatten schlicht den Vorteil, dass man in ihnen den Sonntag kostenlos verbringen konnte. So war es durchaus üblich, von acht bis zehn Uhr früh eine katholische Messe zu besuchen, danach für zwei Stunden eine protestantische, um am Nachmittag zu einem der zahlreichen einheimischen Prediger zu gehen. Abends kehrten die Familienmitglieder nur zum Schlafen in ihren kleinen Raum zurück. Auch der im Vergleich zu anderen Kontinenten starke Zustrom zu den Priesterseminaren hatte häufig wirtschaftliche Gründe. Der Staat und die Kirche waren in vielen Ländern Afrikas die einzigen sicheren Arbeitgeber. Eine katholische Kirche, die sich stärker in ökonomischen Bedingungen als in religiöser Motivation begründete, führte zwangsläufig oft zu einem Mangel an Tiefe und spiritueller Kraft.
Ein wesentlicher Teil des Respekts, den sich die Kirche im Laufe der Geschichte in Afrika erworben hatte, resultierte schon traditionell weniger aus religiösen Gründen, sondern aus ihrer Kompetenz der guten Ausbildung der Jugend. Einige afrikanische Staatsführer, die selbst gar keine Christen waren, bekannten offen, viel von ihrem Erfolg der Ausbildung in katholischen Schulen zu verdanken.
Während sich die Situation der staatlichen Schulen in den meisten afrikanischen Ländern wesentlich verbessert hatte, befanden sich die Universitäten mit wenigen Ausnahmen in einem rückständigen Zustand. Dem riesigen intellektuellen Potenzial von Hunderten Millionen junger Menschen stand ein erschreckend schlechtes Angebot an Universitäten gegenüber. Wer intelligent und qualifiziert war, studierte im Ausland, die besten Absolventen kehrten nie wieder zurück. Diejenigen, die an afrikanischen Universitäten studierten, erreichten oft nur ein niedriges Niveau, wie ein ehemaliger Bildungsminister von Nigeria öffentlich eingestand: »71 Prozent aller nigerianischen Absolventen sind wie schlechte Kirschen. Niemand würde sie einstellen, selbst wenn sie die einzigen Bewerber wären.« Den Uni-Absolventen fehle nicht nur wichtiges Wissen in ihren jeweiligen Bereichen, sie wären dem wirtschaftlichen Wettbewerb des dritten Jahrtausends nicht gewachsen und schlicht nicht unterzubringen. Das äußerte sich auch in den Berufswünschen der meisten Studenten. Ihr größtes Ziel bestand darin, Beamte zu werden. Die Hochqualifizierten verließen zu Zehntausenden den geplagten Kontinent, um im Ausland Karriere zu machen.
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