Allein am Stony Creek by Christopher Ross

Allein am Stony Creek by Christopher Ross

Autor:Christopher Ross [Ross, Christopher]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783764190606
Herausgeber: Ueberreuter Verlag
veröffentlicht: 2014-09-11T22:00:00+00:00


11

Doc Kessler hatte seine Praxis in einem doppelstöckigen Holzhaus, das er sich mit zwei anderen Ärzten und einem Drugstore mit angeschlossener Apotheke teilte. Es lag oberhalb der Tankstelle an einer schmalen Seitenstraße, verdeckt durch ein Hotel, das allen Bewohnern die Aussicht versperrte.

Carol machte sich nicht die Mühe, nach einem Parkplatz zu suchen, und hielt direkt vor der Eingangstür. Die Frau des Arztes, die auch als seine Sprechstundenhilfe arbeitete, hatte sie kommen sehen und wartete bereits im Flur. Mit einer flüchtigen Begrüßung führte sie die beiden in den OP-Raum.

Der Tierarzt, ein sehniger Mann um die fünfzig, der jeden zweiten Abend im Fitnessclub zubrachte, deutete auf den Behandlungstisch. Seine Miene zeigte kaum eine Regung, als er den Hund untersuchte. Als einziger Tierarzt zwischen Healy und Fairbanks war er einiges gewohnt. »Er hat Durchfall?«

Julie nickte aufgeregt. »Starken Durchfall. Und er hat sich übergeben.«

»Blut? Schleim? Unverdaute Nahrung?«

»Etwas Blut.«

»Sie kennen sich mit Huskys aus. Ich nehme kaum an, dass Sie ihm Schokolade oder Rosinen gegeben haben. Waren Besucher im Park, die ihn gefüttert haben könnten? Oder Jugendliche, die sich vielleicht einen Spaß erlaubt und ihm Alkohol zu trinken gegeben haben? Könnte er an Frostschutzmittel gekommen sein? Sie wissen, dass es für Hunde süßlich schmeckt.«

»Nicht, dass ich wüsste, Doc. Das Zeug ist bei uns unter Verschluss.« Ihre Stimme klang heiser und belegt. Zu bitter war der Anblick des kranken Hundes auf dem Behandlungstisch. Das Licht der grellen Lampe ließ ihn noch erschöpfter und schmerzerfüllter aussehen. Seine Augen waren matt, und man sah ihm an, dass ihn hohes Fieber plagte. Sein Atem kam stoßweise. »Man hat ihn vergiftet, nicht wahr, Doc?«, sagte sie.

»Sieht so aus«, erwiderte Doc Kessler. Um sicherzugehen, spritzte er dem Husky ein Mittel, das ihn zum Würgen brachte und die Entleerung des Magens förderte. Es fanden sich keine Anzeichen dafür, dass er etwas Falsches gefressen oder getrunken hatte. Das bestätigten auch weitere Untersuchungen. »Es scheint tatsächlich so, als würde eine Vergiftung vorliegen. Ich nehme an, Sie haben die Polizei bereits informiert.« Er blickte Carol an, während seine Frau eine blutverdünnende Infusion für Apache vorbereitete und den Beutel an ein Gestell hängte.

»Unseren Polizeichef und die State Trooper. Sie wissen ja, dass vor Kurzem schon einmal ein Husky vergiftet wurde.Wir haben den starken Verdacht, dass sich ein Hundehasser in der Gegend herumtreibt und wahllos Huskys vergiftet. Den Hund der kleinen Sophie hat er wohl mit Rattengift getötet.«

Der Arzt schob einen Venenkatheter unter das Fell des Huskys und dosierte die Infusion. »Deshalb verdünne ich sein Blut. Wenn man ihn tatsächlich mit einem Rodentizid vergiftet hat, wie es solche Verrückten meistens tun, weil man an Rattengift relativ leicht herankommt, kann das schon vor zwei, drei Tagen passiert sein. Das Gift gelangt schnell in den Blutkreislauf und hält sich leider lange im Körper. Ich sage das nur ungern, aber meist ist es schon zu spät, wenn die Symptome so auffällig sind wie bei Ihrem Husky.«

Die Nachricht überraschte Julie nicht, dazu kannte sie sich mit Huskys zu gut aus, aber es war fast unerträglich, es ausgesprochen zu hören. »Sie meinen … Apache muss sterben?«

»Das weiß ich noch nicht«, sagte der Arzt.



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