Alfies Bestattungsladen by Helmut Exner

Alfies Bestattungsladen by Helmut Exner

Autor:Helmut Exner [Exner, Helmut]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Dramatik, Humor
ISBN: 9783943403381
Herausgeber: EPV
veröffentlicht: 2014-05-20T17:00:00+00:00


Kapitel 28

Goslar

Am späten Sonntagmorgen saßen Alfie, Lörchen und Markus am Frühstückstisch. Marita wollte heute im Laufe des Tages aus Münster zurückkommen. Rebecca war noch in Hamburg. Auch sie wurde heute wieder erwartet. Markus erzählte von dem Auftrag der beiden Frauen, die ihren Heiratsschwindler bestatten wollten. Er sparte auch nicht aus, zu berichten, wie fürchterlich die beiden Damen aussahen. Als er von der drall gestopften Leberwurst im Naturdarm und der Stehlampe mit ramponiertem Lampenschirm erzählte, sagte Lörchen: »Du bist genau so ein alberner Mensch wie dein Vater.«

Alfie reagierte gar nicht darauf. Er war in seine Zeitung vertieft. Da klingelte es an der Tür. Man war es im Hause Witzki gewohnt, dass die Leute sich zu jeder Tages- und Nachtzeit meldeten. Markus wollte seine Eltern in Ruhe weiter frühstücken lassen und ging zur Tür. Der Hauseingang für die Privatwohnung befand sich direkt neben der Ladentür. Da stand eine Dame von Anfang vierzig. Lange, blonde Mähne, üppige Lippen, die verdächtig nach einer Botoxbehandlung aussahen. Ganz verwundert schaute sie Markus an und sagte: »Hallo, hier soll ein Jens Brausewetter wohnen?«

»Brausewetter? Nie gehört.« Dann dämmerte es ihm. Der Heiratsschwindler hieß ja so. Aber wer hatte der Frau gesagt, dass er hier wohnen sollte? »Ach so, Brausewetter. Äh, wohnen wäre jetzt zu viel gesagt. Er kommt morgen kurz herein und verlässt uns dann auch wieder ziemlich schnell.«

»Ich muss ihn unbedingt sprechen.« Die Frau wurde zunehmend aufgeregter und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

»Vielleicht kommen Sie kurz rein.«

Die Dame betrat den Hausflur, und Markus schloss die Tür.

»Was heißt, er kommt kurz herein? Ich muss ihn wirklich dringend sprechen. Oder ist er etwa doch hier und lässt sich verleugnen? Wenn er hier ist, dann will ich ihn sofort sehen.«

»Also, ich glaube nicht, dass er noch mit Ihnen sprechen kann.«

»Das müssen Sie schon mir überlassen. Wo ist der Kerl?«

»Im Moment ist er im Krankenhaus. Und morgen früh hole ich ihn ab.«

»Also, jetzt reicht es mir. In welchem Krankenhaus ist er?«

»Erstens sage ich Ihnen das nicht. Und zweitens kann er weder dort noch hier mit Ihnen sprechen. Er ist nämlich tot.«

»Was reden Sie denn da? Der Mann hat mich betrogen. Und als ich endlich herausfinde, wo er steckt, nämlich bei diesen beiden komischen Tussis, da wird mir gesagt, dass er jetzt hier wohnt. Wieso ist er denn tot?«

»Vermutlich, weil er gestorben ist. Haben Sie nicht bemerkt, dass sich in diesem Haus ein Beerdigungsinstitut befindet?«

»Na und? Müssen deshalb alle, die hier wohnen, tot sein?«

»Nein, ich bin ja auch nicht tot. Aber Herr Brausewetter wohnt hier nicht, sondern er ist Kunde. Und unsere Kunden haben es nun mal so an sich, tot zu sein.«

»Pfff, ich glaub, ich spinne. Und wer ersetzt mir jetzt meinen Schaden?«

»Ich nicht.«

Mit einem Grummeln öffnete die Frau die Tür und verließ das Haus. Als sie am Schaufenster vorbei ging, sagte sie laut: »So eine Scheiße!«

Als Markus wieder ins Esszimmer kam, klingelte das Telefon. Er signalisierte seinen Eltern, dass er schon rangehen würde. Es war eine der von Herrn Brausewetter geprellten Damen, die sich kichernd meldete und fragte, ob sich jemand nach ihrem Heiratsschwindler erkundigt hatte.



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