Ahoi, liebes Hausgespenst! by Fischer Marie Louise

Ahoi, liebes Hausgespenst! by Fischer Marie Louise

Autor:Fischer, Marie Louise [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-27T00:00:00+00:00


„Wer sonst?“

„Gute Frage.“ Norbert rieb sich die Augen.

„Waschen wäre besser“, sagte Monika.

„Zu spät! Ich bin so, wie ich war, in die Hosen gefahren.“ Norbert gähnte. „Mensch, Monika, ich bin dir wirklich dankbar.“

„Nun übertreib mal nicht!“

„Wie ich meine Eltern kenne, hätten sie mir bis ans Lebensende vorgeworfen, wenn ich verschlafen hätte. Soll ich dir mal was sagen? Ich bin sicher, die haben sich heute früh so leise angezogen wie die Heinzelmännchen, bloß damit ich nicht wach wurde.“

„Ich nehme eher an, daß du ganz schön müde warst.“

„Das auch! Aber die suchen doch nur nach einem Vorwand, mich nicht mehr in die Disko zu lassen.“

„Mein lieber Norbert, ,die‘ stehen im Stall und machen muh.“

„Ach, nimm’s nicht so genau. Schließlich sind wir hier unter uns.“

Vor der weit geöffneten Luke drängten sich schon die Passagiere zur zweiten Ausschiffung.

„Meinst du, ich habe noch Zeit zu frühstücken?“ fragte Norbert.

Monika sah auf ihre Armbanduhr. „Massenhaft. Es ist ja erst acht.“

„Warum drängen die sich denn dann schon so?“

„Wahrscheinlich haben sie Angst, sonst nicht mitzukommen.“

Norbert machte große Augen. „Ist das denn möglich? Ich meine... daß plötzlich ein Platz zu wenig ist?“

„Null Ahnung. Aber ich will dir mal was sagen. Geh du rein und frühstücke. Ich bleibe hier, und sobald das erste Boot anlegt, schreie ich. Also kann gar nichts passieren.“

„Gute Idee. Notfalls nehme ich mir meinen Toast dann in die Hand.“ Norbert verschwand im Speisesaal.

Monika drängte sich nicht in den Pulk der Wartenden, sondern sie hielt sich außerhalb und beobachtete. Die Passagiere waren wirklich so aufgeregt, als würde es gleich losgehen. Dabei war noch eine Viertelstunde Zeit.

An der Seite neben der Luke war eine große Tafel mit Haken, an der Nummernschilder aus Plastik hingen. Darüber stand: „Bitte, nehmen Sie Ihre Landgangsmarke mit an Land und vergessen Sie nicht, sie wieder aufzuhängen, wenn Sie zurückkommen. Nur so können wir kontrollieren, daß jeder von Ihnen zurück an Bord ist.“

„Aha!“ sagte Monika.

„Was ahast du da so vor dich hin?“ fragte jemand.

Monika blickte sich um; es war Brian, der sie gefragt hatte. „Warum sprichst du mich so von der Seite an?!“ gab sie zurück, suchte auf der Liste neben der Tafel ihren Namen, vor dem eine Nummer stand, und nahm sich das entsprechende Schildchen von der Tafel.

„Man wird doch wohl noch fragen dürfen.“

„Das schon. Aber ob man darauf eine Antwort bekommt, das steht auf einem anderen Blatt.“

„Sag mal, warum bist du immer so kratzbürstig zu mir?“

„Und warum kannst du mich nicht in Frieden lassen?“

„Mir scheint, wir ziehen uns gegenseitig an.“

„Ich dich vielleicht... du mich bestimmt nicht.“

„Ganz schön eingebildet, wie?“

Monika sah Brian nachdenklich an und stellte fest, daß er ein ausgesprochen gut aussehender Junge war. „In deinem Internat“, fragte sie, „sind da auch Mädchen?“

Ja.“

„Und alle laufen dir nach? Ich meine, die so von zehn bis zwölf.“

Es tat Monika ungemein wohl, ihn erröten zu sehen, denn das war etwas, das gewöhnlich nur ihr passierte.

„Du spinnst wohl!“ sagte er grob.

„Ich glaube nicht!“ Monika strich sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. „Sonst würdest du nicht so überrascht sein, daß mal jemand... nämlich ich... sich nichts aus dir macht.



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