Agalstra - vergiftet by Stephanie Bursch

Agalstra - vergiftet by Stephanie Bursch

Autor:Stephanie Bursch [Bursch, Stephanie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Stephanie Bursch
veröffentlicht: 2013-05-19T00:00:00+00:00


Minuten oder Stunden später – er wusste es nicht – fand er sich auf dem roten Sofa in der Bibliothek wieder. Lisa-Sophie kühlte sein Auge und seine Schläfen mit einem kalten Waschlappen.

„Hi“, sagte Lisa-Sophie.

„Hi“, antwortete Robert. Sein rechtes Auge, das Susanne mit der Tasche attackiert hatte, war durch den Aufprall auf das Lenkrad nun endgültig zugeschwollen.

„Du machst ja Sachen!“, meinte das Mädchen.

Sie kannte seine Krankheitsgeschichte. Sie war nicht dumm. Lisa-Sophie hatte im Laufe der letzten Jahre mehr mitbekommen, als es Robert recht war.

„Wie bin ich auf das Sofa gekommen?“, fragte Robert verstört.

„Mein Bodyguard hat seine Schicht beendet. Er hat jetzt frei. Um genauer zu sein, Uhrgroßmutter hat ihn entlassen und er packt gerade seine Sachen. Er hat dich draußen in deinem Auto gefunden. Hast du das nicht mitbekommen?“

Er konnte sich nicht erinnern. Auch nicht, wie er in die Villa und auf das Sofa gekommen war.

„Du bist hinein gewankt und hast es wahrscheinlich schon wieder vergessen.“

Robert setzte sich aufrecht hin. Lisa-Sophie betrachtete die alten Tagebücher in der Vitrine. Diese Relikte aus uralten Zeiten zogen sie magisch an. Sie hatte schon so mancherlei Geschichten und Märchen über die Zwillingsschwestern Friederike und Elisabeth von Agalstra gehört. Man sagte, dass Friederike angeblich in einer großen Gruft begraben worden sei. Dass sie geglaubt hatte, ihre Schwester Elisabeth habe sie verhext. Lisa-Sophie murmelte diese ungereimten Geschichten leise vor sich hin. Robert schlief ein, als würde er eine Gutenachtgeschichte hören. Die Schmerzattacke im Auto hatte eine tiefe Müdigkeit in ihm ausgelöst.

„Was erzählst du da?“, Großmutter stand plötzlich in der Tür zur Bibliothek und Robert erwachte jäh aus seinem Schlaf.

„Ach, nur die alten Geschichten, die mir meine Mutter, Hans und die anderen Angestellten über Friederike und Elisabeth von Agalstra erzählt haben.“

„Friederike war wahrscheinlich wahnsinnig“, meinte die Großmutter achselzuckend. „Und Elisabeth die erste aus der Familie, die sich mit Heilkunde und Pharmazie beschäftigte. Vermutlich war Friederike ein Opfer einer dieser Experimente.“

„Opfer?“, fragte Lisa-Sophie. „Es gab Opfer bei Elisabeths Forschungen?“

„Ja, ich habe Friederikes wirre Tagebücher selbst gelesen. Claviceps purpurea – das war der Grund ihrer Krankheit.“

Robert und Lisa-Sophie schauten sie fragend an.

„Mutterkorn, auch bekannt als ein frühes Mittel zur Abtreibung und zum Blutstillen. Außerdem als Wirkstoff gegen Migräne eingesetzt, aber auch als Rauschmittel. Elisabeth ließ es im großen Stil für Forschungszwecke und Behandlungen von ihrem Kötter anbauen. Leider vergiftete sie damit ihre eigene Zwillingsschwester, da der Pilz auf benachbarte Felder übersprang. Alle, die von dem vergifteten Brot aßen, das aus dem mit Mutterkorn durchsetzen Brot gebacken worden war, litten unter Ergotismus, einer Vergiftung an Mutterkornalkaloiden, auch ‚heiliges Feuer‘ oder Antoniusfeuer genannt. Es hatte Friederike und ein paar Angestellte erwischt. Da diese Krankheit früher einmal den Hexen zugeschrieben wurde, als man die Ursache noch nicht kannte, hatte Friederike sich in die Wahnvorstellung hineingesteigert, ihre Schwester wäre eine Hexe. Sie verlor zunehmend den Verstand, verstarb und wurde angeblich in einer eigenen Gruft beerdigt. Das ist die ganze Geschichte.“

„Gibt es diese Krankheit heute noch?“, wollte Lisa-Sophie wissen.

„Nein. Es gab wohl einen seltenen Fall eines verunreinigten Müslis 1985, aber größere Vergiftungswellen, wie zum Beispiel im Mittelalter gibt es heute nicht mehr.



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