Affinity Bridge by George Mann

Affinity Bridge by George Mann

Autor:George Mann
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783492953764
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2012-02-29T16:24:49+00:00


17

Die Party war längst im Gange, als Newbury und Veronica in St. John’s Wood aus der Droschke stiegen und im Schatten des extravaganten Familiensitzes der Hanbury-Whites stehen blieben. Am Himmel kleidete sich der strahlende Vollmond in winterlichen Dunst, der Atem stand als Wolke vor Veronicas Mund in der kalten Luft. Sie drehte sich einmal um sich selbst, um die Umgebung zu betrachten.

Ständig trafen Kutschen und Einachser ein, entließen die Gäste auf der mit Kies bestreuten Zufahrt am Fuß der imposanten Steintreppe oder fuhren wieder ab. Besucher, die in ihre feinsten Sachen gekleidet waren, stiegen die Stufen empor und verschwanden im großen Eingang, als würden sie vom Maul eines hungrigen Urviehs verschlungen. In den hell erleuchteten Fenstern waren die Silhouetten plaudernder Gäste zu sehen, das Stimmengewirr drang bis in die Nacht hinaus, eine auf und ab schwellende Kakophonie von Höflichkeiten, Komplimenten, bösartigen Seitenhieben und geflüstertem Rufmord. In den offenen Türen standen Butler bereit, begrüßten die Gäste und nahmen ihnen, bevor sie sich dem Gepränge anschlossen, die Mäntel ab.

Es war ein schönes Haus, vor etwa hundert Jahren entstanden und mit den wundervollen Proportionen der georgianischen Architektur ausgestattet, die Veronica so sehr lieben gelernt hatte. Aus diesem Grund hatte sie sich auch in Kensington in einem Haus niedergelassen, das diesem hier ähnelte: hohe Schiebefenster, eine prächtige vordere Veranda, die kantige rechteckige Form. Dieser Bauweise fehlte der Protz der neueren Gebäude, die überall in London aus dem Boden geschossen waren, und das wusste Veronica sehr zu schätzen. Sie konnte es kaum erwarten, das Innere zu erkunden. Vor Jahren hatten ihre Eltern sie in die Londoner Gesellschaft eingeführt, und sie hatte viele prächtige Häuser in der Stadt besucht. Nachdem Amelia erkrankt war, hatte sie das letzte Jahr recht einsam verbracht, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen und am Ende alle früheren Kontakte verloren. Sie war dankbar, dass Newbury sie an diesem Abend eingeladen hatte und ihr eine Gelegenheit bot, etwas anderes als die nüchterne Kleidung zu tragen, die sie im Büro bevorzugte. Noch schlimmer, erst neulich war sie auf freiem Feld durch die Trümmer eines ausgebrannten Luftschiffs gekrochen, hatte Fabriken jenseits des Flusses besucht und sich überhaupt nicht mehr wie eine Dame gefühlt. Nach einem Blick in den Standspiegel in ihrer Wohnung hatte sie beschlossen, an diesem Abend einen Ausgleich zu schaffen. Sie wandte sich an Newbury, der neben ihr stand. »Danke für die Einladung.«

Er lächelte freundlich. »Gern geschehen, meine Liebe.« Er trug einen eleganten schwarzen Frack, förmlich zwar, aber dennoch von legerem Schnitt. Den Hals schmückte eine perfekt geknüpfte Fliege, und der Zylinder saß in einem verwegenen Winkel auf dem Kopf. Er war der Inbegriff eines Gentleman, und nun, da er im Licht der Straßenlaternen endlich die Gelegenheit dazu hatte, betrachtete er Veronica von oben bis unten. Sie trug ein perfekt sitzendes fließendes Kleid aus gelber Seide mit einem Ausschnitt, in dem die weiche rosafarbene Haut zum Vorschein kam. Ihr Mieder war eng geschnürt, und die Unterröcke waren lang und strichen über den Boden, wenn sie sich bewegte. Vervollkommnet wurde ihre Aufmachung durch eine einreihige schimmernde Perlenkette und zwei passende Ohrringe.



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