Abzocke im Online-Chat by Wolf Stefan

Abzocke im Online-Chat by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Beim Chatten?« Karl straffte den Oberkörper. »Was kann einem denn beim Chatten passieren? Verstehe ich nicht. Ich chatte auch ab und zu mit anderen Computer-Freaks aus aller Welt. Kein Problem.«

»Ein Mädchen«, fuhr Patrick fort.

Tim pfiff leise durch die Zähne. »Bingo! Du hast dich im Internet in ein Mädchen verknallt. Dann hast du dich mit ihm getroffen. Und es war ein Junge, der dich nur verarscht hat.«

»Du redest Schotter«, sagte Patrick ungewohnt heftig. »Das heißt, ich habe wirklich mit einem Mädchen gechattet. Einer Lisa, vierzehn Jahre alt, aus Hinterroden, nur dreißig Kilometer von hier entfernt. Sie hat mir sogar ein Foto gemailt. Echt süß.«

Klößchen und Gaby stießen sich an und grinsten.

»Und wo ist nun das Problem?«, wollte Karl wissen und unterdrückte ein Gähnen.

»Das Problem ist, dass Lisa mir auch einen Link gemailt hat«, erzählte Patrick Schneider. »Der Link führt zu einer Homepage. Dort kann man Musik runterladen. Kostenlos! Hat Lisa jedenfalls behauptet. Wollte ich aber gar nicht. Wollte mir die Seite nur mal ansehen, weil Lisa mich so gedrängt und auch was von einem Gewinnspiel gefaselt hat. Erster Preis ein I-Pod. Na ja, da hab ich halt mitgemacht.«. Er hielt inne, leckte sich die Lippen und fuhr sich ein paarmal durch die Haare.

»Und weiter«, drängte Karl.

»Und weiter? Nichts weiter. Nur dass ich jetzt voll gestresst bin.« Patrick lachte höhnisch. »Ein paar Tage später lag eine Rechnung im Briefkasten. Zum Glück arbeitet mein Vater ja tagsüber. Er hat nichts mitbekommen. Noch nicht. Wenn er davon erfährt, der... der macht Hackfleisch aus mir.«

»Ist er so streng?«, fragte Gaby.

»Streng?« Wieder lachte Patrick Schneider. »Streng ist stark untertrieben. Ich glaube, im Gefängnis hätte ich mehr Freiheit. Ich verstehe, warum meine Mutter die Koffer gepackt hat und abgehauen ist. In letzter Zeit ist es immer schlimmer mit ihm geworden.«

»Mir fehlt gerade der Durchblick«, gestand Klößchen. »Was hat das mit der Rechnung zu bedeuten?«

»Ich bin in eine Abo-Falle getappt«, sagte Patrick Schneider mit monotoner Stimme. »Echt eine üble Geschichte. Für das Gewinnspiel musste ich natürlich Name und Adresse angeben. Damit hab ich mich bei denen registriert. Angeblich habe ich mich damit zu einem Klingelton-Abo verpflichtet. Zwei Jahre lang kann ich jeden Monat fünf Klingeltöne für mein Handy downloaden. Dafür musste ich erst einmal eine Anmeldegebühr von 50 Euro abdrücken und zusätzlich jeden Monat 12 Euro. Ich hab wohl versehentlich einen Button angeklickt: meine Einverständniserklärung.«

»Versehentlich?« Karl lachte. »Das glaube ich nicht. Das ist doch der Trick von diesen Internet-Gangstern. Die haben den Button so geschickt getarnt, dass du gar nicht wissen konntest, dass du damit ein Abo abgeschlossen hast. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Kriminalität im Internet gewaltig und steigt Jahr um Jahr. Du bist also nicht der Einzige, der angeschmiert wurde.«

»Dafür kann ich mir nichts kaufen«, sagte Patrick. »Wenn mein Vater davon erfährt... Ich darf gar nicht daran denken. Seit meine Mama vor einem halben Jahr mit ihrem neuen Freund nach Mallorca abgedüst ist, lässt mein Papa seine ganze Wut an mir aus. Mein Tag ist komplett geregelt. Wie im Knast. Am meisten nervt, dass ich jetzt immer die blöden Klamotten anziehen muss.



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