Abscheu by Esther Esther Verhoef
Autor:Esther Esther Verhoef [Esther Verhoef, Esther]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Sieben
Als er starb, hatte mein Vater sechzehn Angestellte. Jetty Dolman, die achtzehn Jahre lang seine Sekretärin gewesen war, kündigte unmittelbar nach seinem Tod. Sie konnte nicht mehr in demselben Zimmer arbeiten, in dem sie ihren Chef â vielleicht ihre groÃe und, wie ich hoffe, unerreichbare Liebe â tot aufgefunden hatte. Das habe ich sehr bedauert, denn ich betrachtete sie als eine Art Tante, aber ich konnte ihren Entschluss gut verstehen. Nach ihr ging auch Dick Overeem, worüber ich ganz und gar nicht traurig war. Im Gegenteil. Overeem war ein mürrischer, konventioneller Makler in ungefähr demselben Alter wie mein Vater. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals etwas Freundliches zu mir gesagt oder mich auch nur einmal angelächelt hat. Ich vermute, dass er nicht unter mir, dem unerfahrenen Sohn, arbeiten wollte und daher lieber aus freien Stücken gegangen ist.
Die übrigen Mitarbeiter, darunter Robertjan und Anton, blieben Ravelin Immobilien treu. Sie hielten die Firma auf Kurs, während ich wie gelähmt vor Trauer lange Zeit wenig handlungsfähig war. Wir waren ein tolles Team. Umso schwerer fiel es mir, einigen von ihnen in den letzten Jahren kündigen zu müssen. Aber ich hatte keine andere Wahl. Der Markt hat sich verändert, es gab einfach zu wenig Arbeit für sie. Diese Leute entlassen zu müssen, gehörte zu den schwierigsten Aufgaben, die ich je erfüllen musste.
Ich hätte so gerne mit Claire darüber geredet, und Gott weià wie oft stand ich dicht davor, sie ins Vertrauen zu ziehen, aber dann habe ich doch immer wieder geschwiegen.
Auch jetzt, da die Lage wieder prekär zu werden droht, muss ich schweigen. Ich will meine Frau nicht beunruhigen. Das darf ich nicht. Das wäre rücksichtslos und egoistisch.
AuÃerdem befürchte ich, dass ich dadurch einen groÃen Teil meiner Attraktivität als Ehemann verlöre. Rein äuÃerlich ordne ich mich in die breite Durchschnittsmasse einigermaÃen passabel aussehender Kerle ein. Weder besonders attraktiv noch unattraktiv. Im Bett befinde ich mich vermutlich in derselben Kategorie. Der Grund, aus dem eine solche Schönheit wie Claire beschlossen hat, mir ihr Leben zu widmen und mir zwei wundervolle Töchter zu schenken, kann nicht ausschlieÃlich auf mein Aussehen und meine Qualitäten als Liebhaber zurückzuführen sein. Das glaube ich nicht, dafür bin ich zu realistisch, und sie ist zu intelligent.
Es ist das Gesamtbild, das sie schätzt. Hätte ich in einem Neubauviertel gewohnt und von einem durchschnittlichen Einkommen gelebt, hätte Claire mich nicht einmal beachtet.
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