39 - Wiedersehen mit Mrs Oliver by Agatha Christie

39 - Wiedersehen mit Mrs Oliver by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T20:49:06+00:00


12

Mrs Folliat befand sich in diesem Augenblick im Wohnzimmer und unterhielt sich mit Poirot. Er hatte sie dort in einen Sessel zurückgelehnt angetroffen, und sie war nervös aufgefahren, als er das Zimmer betrat.

»Ach Sie sind’s, M. Poirot«, sagte sie und sank erleichtert in ihren Sessel zurück.

»Verzeihung, Madame, störe ich?«

»Nein, durchaus nicht, ich ruhe mich nur etwas aus. Ich bin nicht mehr die Jüngste – dieser Schock war zu viel für mich.«

»Ich verstehe«, meinte Poirot, »ich verstehe nur zu gut.«

Mrs Folliat, die krampfhaft ein Taschentuch in ihrer kleinen Hand hielt, starrte zur Decke empor und sagte mit vor Erregung halb erstickter Stimme:

»Ich kann’s kaum ertragen, daran zu denken. Das arme Kind! Das arme, arme Kind!«

»Ich weiß, wie Ihnen zumute ist.«

»So jung – am Anfang seines Lebens«, murmelte Mrs Folliat. Dann wiederholte sie: »Ich kann es kaum ertragen, daran zu denken.«

Poirot sah sie neugierig an. Sie schien um Jahre gealtert zu sein, seit sie am frühen Nachmittag leutselig die Gäste begrüßt hatte. Jetzt war ihr Gesicht hager, eingefallen und von tiefen Furchen durchzogen.

»Erst gestern sagten Sie zu mir, dass die Welt schlecht sei, Madame.«

»Hab ich das gesagt?«, fragte Mrs Folliat scheinbar überrascht. »Aber es ist wahr! Jetzt wird mir erst klar, wie wahr es ist.« Sie fügte leise hinzu: »Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass sich etwas Derartiges ereignen könnte.«

Wieder betrachtete Poirot sie neugierig.

»Was hatten Sie erwartet? Irgendetwas?«

»Nein, nein. So habe ich es nicht gemeint.«

Poirot ließ nicht locker.

»Sie haben erwartet, dass irgendetwas geschehen würde, nicht wahr? Etwas Ungewöhnliches …«

»Sie haben mich missverstanden, M. Poirot. Ich meinte nur, dass man niemals auf den Gedanken gekommen wäre, dass sich so etwas auf einem Gartenfest ereignen könnte.«

»Auch Lady Stubbs sprach heute Morgen über schlechte Menschen.«

»Hattie? Tatsächlich? Bitte lassen Sie mich mit Hattie in Frieden. Ich will gar nicht an sie denken.« Sie schwieg einen Augenblick, dann fuhr sie fort: »Was hat sie über ›schlechte Menschen‹ zu sagen gehabt?«

»Sie sprach von ihrem Vetter – Etienne de Sousa. Sie sagte, er sei böse, ein schlechter Mensch, und dass sie sich vor ihm fürchte.«

Er beobachtete Mrs Folliat; aber sie schüttelte nur ungläubig den Kopf.

»Wer ist Etienne de Sousa?«

»Natürlich, ich vergaß, dass Sie nicht beim Frühstück waren, Mrs Folliat. Lady Stubbs erhielt einen Brief von diesem Vetter, den sie zuletzt als fünfzehnjähriges Mädchen gesehen hat. Er kündigte ihr seinen Besuch für heute Nachmittag an.«

»Und ist er gekommen?«

»Ja, er ist um halb fünf angekommen.«

»Sprechen Sie etwa von dem dunklen, recht gut aussehenden jungen Mann, der auf dem Waldpfad von der Fähre her kam? Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wer es sein könnte.«

»Ja, Madame, das war Mr de Sousa.«

»Ich würde Hatties Worten an Ihrer Stelle keine Bedeutung beimessen«, erklärte Mrs Folliat energisch. Sie errötete leicht, als sie merkte, dass Poirot sie forschend betrachtete, fuhr aber fort: »Sie ist wie ein Kind – sie hat Begriffe wie ein Kind: gut oder böse, kein Mittelding. Was sie Ihnen über diesen de Sousa erzählt hat, dürfen Sie nicht ernst nehmen.«

Wieder wurde Poirot nachdenklich. Er sagte langsam:

»Sie kennen Lady Stubbs sehr gut,



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