25 Stunden by David Benioff

25 Stunden by David Benioff

Autor:David Benioff [Benioff, David]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-12-04T23:00:00+00:00


13

Uncle Blue greift zu seinem Besteck mit den Holzgriffen, schneidet sein Steak mittendurch und begutachtet das Fleisch. Das Lendensteak hat zu lange gebraten, es ist rosafarben statt rot in der Mitte, und Uncle Blue winkt seinen Ober mit dem Finger heran. Der Ober kommt angeschossen.

»Es ist nicht blutig. Ich möchte gern ein anderes.«

»Tut mir Leid, kommt sofort. Ich habe blutig draufgeschrieben.«

»Fein. Und noch ein Glas Wein.«

Der Mann, mit dem Uncle Blue zusammensitzt, ist braun gebrannt und trägt einen schönen blauen Anzug. Die weißen Manschetten schauen genau zwei Zentimeter aus den Ärmeln hervor, seine Fingernägel sind gepflegt und poliert. Vor ihm steht ein Teller mit gegrilltem Tintenfisch.

»Bitte«, sagt Uncle Blue, »essen Sie.«

»Man sollte meinen, dass der Besitzer eines Restaurants ein anständig gebratenes Steak bekommt.« Der braun gebrannte Mann beträufelt seinen Tintenfisch mit Zitronensaft. »Aber das hier scheint gut zu sein.«

»Das hoffe ich, Mr. Gedny. Der Koch hat das Rezept von mir.«

»Mhm. Sehr gut. Und auch eine ordentliche Portion.«

Uncle Blue schmunzelt. »Normalerweise sind die Portionen nicht so groß; sonst würden wir nichts dran verdienen.«

»Aber ich esse mit dem Boss.« Gedny tupft sich den Mund mit der Serviette ab und sieht aus dem Fenster. »Schauen Sie nur, was da herunterkommt. Mein Auto wird völlig zuschneien.«

Sie sitzen auf dem privaten Balkon über dem Restaurant. Weißgekalkte Wände, Lehmsteinfliesen, bunte Plakate mit dem Parthenon bei Sonnenaufgang und Santorini am Abend. Die Tische unten im Hauptraum - Glasplatten auf kleinen do-rischen Säulen - sind unbesetzt und nicht gedeckt; die Leute bleiben zu Hause heute Abend, sie haben keine Lust, mit dem Auto oder zu Fuß in einem Schneesturm unterwegs zu sein.

»Haben Sie heute Morgen mit Brogan gesprochen?«, fragt Uncle Blue.

»Hab ich, ja.«

»Wie war Ihr Eindruck?«

Gedny greift zu seinem Wein. »Im Augenblick liebt er das Leben natürlich nicht..., aber ich weiß nicht. Er ist schwer zu durchschauen.«

»Das weiß ich. Das ist es ja, was mich stört.«

»Also einen Deal haben sie mit dem Jungen nicht gemacht. Mit hundertprozentiger Sicherheit nicht. Dann würden sie ihn doch nicht nach Otisville schicken.«

»Wir reden über menschliches Verhalten, Mr. Gedny. Da gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Denken Sie nicht, das wären Idioten. Denken Sie nicht, die würden uns nicht aus tricksen wollen.«

»Das ist es doch gerade«, sagt Gedny. »Das sind keine Idioten. Die würden ihn doch auf gar keinen Fall hier frei herumlaufen lassen, wenn sie einen Deal mit ihm gemacht hätten. Da wäre er doch sofort von der Bildfläche verschwunden. Da würde er doch nicht mehr in mein Büro spaziert kommen. Wer einen Deal auf Bundesebene macht, landet doch nicht in Otisville. Nein, der Junge hat dichtgehalten.«

»Bis jetzt.«

Gedny nickt, den Mund voller Tintenfisch. »Bis jetzt. Ich mache mir nicht allzu viele Sorgen wegen ihm. Der Bursche ist fit. Er hat was im Kopf.«

»Und seine Freundin, was machen die Bullen mit der?«

»Sie haben einen Haufen Lärm gemacht, dass sie sie wegen Beihilfe anklagen würden, aber dann ist nichts passiert. Sie hat ihnen gesagt, dass sie von nichts gewusst habe, und sie haben ihr kein Wort geglaubt und sich nicht weiter darum gekümmert. Sie ist draußen aus der Sache.



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