1990 - komplett by 3 Romane

1990 - komplett by 3 Romane

Autor:3 Romane [Romane, 3]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-28T15:56:59+00:00


„Was ist los?" fragte sie ohne Einleitung.

Travis richtete sich auf und studierte sie ebenso eingehend wie vorher die Landkarte, wobei ein seltsamer Schatten jedes etwaige Gefühl in seinen Augen verbarg. „Wir ziehen ab. Eine Kompanie Rebellen ist hierher unterwegs."

„Sie ziehen in den Kampf?"

„Darum geht es schließlich im Krieg", gab Travis zurück, und ein leichter Anflug von Bitterkeit klang in seiner Stimme mit. Er ließ sich auf der Tischkante nieder und schaute Isabelle unentwegt an. „Sie sollten froh sein. Vielleicht kommen wir ja alle um, und Ihr Wunsch erfüllt sich."

„Ich will nicht, daß Sie umkommen. Ich will nur, daß Sie hier weggehen."

Travis lächelte, hob eine Hand und ließ sie wieder sinken. „Nun, genau das tun wir ja. Sagen Sie, Isabelle, werden Sie mich nicht vermissen?"

„Nein."

Er stieß sich von der Tischkante ab und ging auf Isabelle zu. Sie wich zurück, bis sie gegen die Tür stieß. Die fiel ins Schloß, und sie lehnte sich dagegen, aber Travis kam immer näher, bis er unmittelbar vor ihr stand. Er berührte sie nicht, lehnte aber seine Handfläche neben ihrem Kopf gegen die Tür. „Ein kleines bißchen lügen Sie doch jetzt, oder?" flüsterte er.

Isabelle schüttelte den Kopf, doch plötzlich merkte sie, daß sie kein Wort mehr hervorbringen konnte, daß ihr die Knie weich wurden und sie sich mit den Händen an der Tür abstützen mußte, um sich auf den Beinen zu halten. Travis roch nach Seife, Leder und köstlichem Pfeifentabak. Seine Augen, schwarz wie Ebenholz, quälten sie.

„Ich könnte als glücklicher Mann sterben, wenn Sie nur ganz leise sagten, daß Sie mich etwas mögen", flüsterte er, und die Wärme seines Atems wurde zu einem heißen Sturm auf ihrer Haut, während der Klang seiner Stimme tief in ihrem Innern ein eigenartiges Feuer entfachte.

Ihr Blick blieb fest, und sie lächelte ein wenig verkrampft. „Ich wette, Sie sagen diese Worte zu jeder Frau, deren Heim Sie konfiszieren, Captain Aylwin."

Travis ließ sich nicht beirren. „Ihres ist das einzige Haus, das ich bisher beschlagnahmt habe, Isabelle." Er beugte sich näher zu ihr hin. „Und Sie wissen seit einiger Zeit, welche Gefühle ich Ihnen gegenüber hege."

Isabelle wollte wiederum den Kopf schütteln, mußte jedoch feststellen, daß sie es nicht fertigbrachte. Aylwins Lippen legten sich auf ihre, und sein verzehrender Kuß brachte das Tosen in ihrer Seele zutage und löschte alles andere um sie herum aus.

Sie fiel ihm in die Arme und fühlte die überwältigende männliche Kraft, mit der seine Lippen die ihren trennten und liebkosten. Sie empfand das tiefe Eindringen seiner Zunge als so berauschend, daß sie glaubte, er könnte sie allein durch seinen Kuß ganz besitzen. Mit seinen rauhen Händen massierte er wie in einer Art Verzweiflung ihren Kopf, wobei seine Finger hungrig ihr Haar durchwühlten. Er hielt sie fest an sich gedrückt, doch sie hätte sich ihm sowieso nicht entziehen können, denn nie zuvor hatte sie so etwas wie diesen Kuß erlebt. Nie zuvor einen solchen Taumel verspürt, einen solchen Hunger, ihrerseits den Mann zu berühren, sein frisches, sauberes Haar unter ihren Fingern zu spüren, seinen Körper, seine Hitze und sein wild klopfendes Herz an ihrer Brust zu fühlen.



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