1976 - Das Jesus-Papier by Robert Ludlum

1976 - Das Jesus-Papier by Robert Ludlum

Autor:Robert Ludlum [Ludlum, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi


Zweites Buch

Teil eins

18

JUNI 1973

Männer.

Sie sind Männer, dachte Victor Fontine, als er seinen Söhnen dabei zusah, wie sie sich, jeder für sich, im hellen Sonnenlicht ihren Weg durch die Gäste bahnten. Und Zwillinge in zweiter Linie. Das war eine wichtige Unterscheidung, fand er, obwohl es nicht notwendig war, sich länger damit zu befassen. Seit jemand das letztemal sie so bezeichnet hatte, schienen Jahre verstrichen zu sein. Mit Ausnahme von Jane und ihm selbst natürlich. Brüder, ja, aber nicht Zwillinge. Seltsam eigentlich, wie das Wort außer Gebrauch gekommen war.

Vielleicht würde es durch die Party wieder auf eine Weile aufleben. Das würde Jane gefallen. Für Jane waren sie immer die Zwillinge. Ihre Gemini.

Die Nachmittagsparty in dem Haus in North Shore auf Long Island galt Andrew und Adrian; es war ihr Geburtstag. Die Wiesen und Gärten hinter dem Haus über der Bootshütte und dem Wasser waren in ein riesiges »Fête champêtre« im Freien verwandelt worden, wie Jane es nannte. »Ein altmodisches, erwachsenes Picknick. Niemand macht mehr so etwas. Darum werden wir es tun.«

Ein kleines Orchester spielte am Südrand der Terrasse, und die Musik lieferte den Hintergrund für hundert Gespräche. Auf der weiten, gepflegten Rasenfläche waren lange, mit Speisen überhäufte Tische aufgebaut. Zwei Bars zu beiden Enden des rechtwinklig angelegten Büffets brauchten sich nicht über Mangel an Zuspruch zu beklagen.

»Fete champetre« - Victor hatte den Begriff noch nie gehört, nicht in vierunddreißig Jahren ihrer Ehe.

Wie die Jahre dahingeflogen waren. Es schien so, als hätte man drei Jahrzehnte in eine Zeitkapsel zusammengedrückt und sie mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Himmel geschossen, damit sie landete, von den Teilnehmern geöffnet wurde, um lediglich festzustellen, daß man älter geworden war.

Andrew und Adrian standen nahe beieinander. Andy unterhielt sich an einem Tisch mit den Kempsons. Adrian stand an der Bar und redete mit ein paar jungen Leuten, deren Kleidung den einzigen unbestimmbaren Hinweis auf ihr Geschlecht lieferte. Irgendwie paßte es, daß Andrew mit den Kempsons zusammen war. Paul Kempson war Präsident von Centaur Electronics. Man hielt im Pentagon große Stücke von ihm, ebenso natürlich von Andrew. Adrian war ohne Zweifel von ein paar Universitätsstudenten in die Ecke gezogen worden, die mit dem ausnehmend freimütigen Anwalt diskutieren wollten.

Victor stellte mit gewisser Befriedigung fest, daß beide Zwillinge größer als die Gäste waren. Es war zu erwarten, denn weder er noch Jane waren klein. Die Brüder ähnelten einander, waren aber nicht identisch. Andrews Haar war sehr hell, fast blond, das Adrians dunkel, kastanienfarben. Ihre Gesichtszüge waren scharf geschnitten, eine Kombination der seinen und der Janes, aber jedes Gesicht hatte seine eigene Identität. Das einzig Physische, was sie gemeinsam hatten, waren ihre Augen: die Janes. Von hellem Blau und durchdringend.

Manchmal, wenn es sehr hell war, oder wenn sie sich im Schatten befanden, konnte man sie miteinander verwechseln. Aber nur dann und unter diesen speziellen Umständen. Außerdem mieden sie solche Gelegenheiten. Jeder war ganz und gar eine eigene Persönlichkeit.

Andrew mit dem hellen Haar war in der Army ein loyaler, hochmotivierter Berufssoldat. Victors Einfluß hatte ihm einen vom Kongreß geförderten Studienplatz in West Point eingetragen, wo Andrew Hervorragendes geleistet hatte.



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