17 by Der Schattenbote

17 by Der Schattenbote

Autor:Der Schattenbote [Schattenbote, Der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:58:05+00:00


Stand da und blickte auf den in kalter Hitze Zerfallenden, dessen Augen aussahen, als seien sie bereits innen von dunklem Rauch beschlagen. Noch höher hob er seine Arme, als könnte er die Grenzen der Dämmerung durchstoßen.

Er hatte keine Chance.

Und Lilith hatte keine Chance, ihm zu helfen. Sie besaß kein Mittel gegen das, was diesen Mann von innen zerfraß.

»Aufhören!« schrie sie – aber weder die Schemen, in ihre Studien vertieft, noch das, was sie hierher spiegelte, reagierten darauf. Mit ohnmächtig geballten Fäusten hörte Lilith die letzten Worte, die Codds zerstäubende Lippen verließen.

»Ich hoffe … ich war dir ein … guter … Diener …« Die Augen schienen von einem Netz aus Sprüngen durchzogen zu werden.

Schwärze quoll hervor. Bevor Codds Zunge zerfiel, quälte sich ein Name über sie hinweg und erreichte Lilith wie eine schreckliche, unsühnbare Anklage: »Alice …!«

Wie von Sinnen wich sie von dem sterbenden Körper zurück.

Bahnte sich einen Weg zwischen Gaukeleien, die so sinnlos schienen wie Codds Tod.

Sie hatte längst begriffen, daß er sein Leben für sie geopfert hatte.

Irgend etwas hatte in der Nacht versucht, zu ihr zu gelangen, und Codd hatte sich ihm in den Weg gestellt. Der Preis, den er dafür bezahlt hatte, war entschieden zu hoch. Und der Schuldige, der ihn dazu getrieben hatte, es zu tun, befand sich HIER.

HIER IRGENDWO.

Ich wollte nie Diener, dachte Lilith, verzweifelter als jemals zuvor.

Ich wäre mit der Gefahr – wie immer sie ist – allein fertig geworden.

Und wenn nicht, hätte wenigstens kein anderer dafür bezahlt …

Zum erstenmal, seit sie den verschlungenen Pfaden ihrer Bestimmung folgte, überwogen die Selbstzweifel die Überzeugung, den richtigen Zielen zu folgen.

Wer steckte hinter der Prophezeiung und ihrer Geburt?

Wer hatte schon ihre Mutter Creanna mißbraucht?

Konnte jemand, der so kalt über Leichen ging, überhaupt Gutes im Schilde führen?

Tod den Vampiren! schien ein erstrebenswertes Ziel. Vampire knechteten die Menschen unerkannt seit grauer Vorzeit. Aber in Lilith’ eigenen Adern floß vampirisches Erbe! Und die Diebin des Kelchs war ebenfalls eine Vampirin gewesen!

Es ergab keinen Sinn!

Von Tag zu Tag ergab es weniger Sinn!

Sie verlor Verbündete – sie verlor Freunde.

Warum dieser Fluch?

Immer fadenscheiniger erschien es ihr, daß das HAUS ihr wirklich Helfer zur Verfügung hatte stellen wollen. Diener war ein höchst dehnbarer Begriff …

Übergangslos verschwanden die Phantome.

Dämmerung rottete sich zusammen. Etwas – keine Stimme im herkömmlichen Sinn – sprach zu ihr. Fragte. Drängte. Gab Befehle.

Sie schauderte. Nichts Vertrautes war mehr an diesem Ort. Und plötzlich befand sie sich wieder draußen auf der Straße. Lauschte dem Echo, das zu töten befohlen hatte. Nicht nur Vampire …

Der Plymouth stand noch dort, wo sie ihn verlassen hatte.

Lilith stieg zu Paul. Sein schwerfälliges Verhalten fiel ihr angesichts der eigenen Verstörtheit kaum auf.

»Fahr los«, sagte sie.

»Wohin?«

Dorthin, wo du sterben willst …



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