12 - Wer die Wahrheit sucht by Elizabeth George

12 - Wer die Wahrheit sucht by Elizabeth George

Autor:Elizabeth George
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-20T15:59:38+00:00


16

Valerie Duffy hörte das Telefon klingeln und klingeln. »Geh ran! Geh schon ran!«, flüsterte sie, den Hörer ans Ohr gedrückt. Aber es klingelte weiter. Obwohl sie nicht auflegen wollte, zwang sie sich schließlich, es zu tun. Einen Augenblick später redete sie sich ein, dass sie sich verwählt hatte, und wählte neu. Die Verbindung wurde hergestellt; es begann von neuem zu klingeln. Das Ergebnis war das Gleiche.

Draußen konnte sie die Polizisten sehen, die immer noch suchten. Im Herrenhaus waren sie verbissen, aber gründlich gewesen und hatten die Aktion dann auf die Stallungen und den Park ausgedehnt. Valerie vermutete, dass sie bald auch in ihrem Haus auftauchen würden. Das Verwalterhaus gehörte zu Le Reposoir, und sie hatten - dem leitenden Sergeant zufolge - den Auftrag, das gesamte Gelände »gründlich und gewissenhaft zu durchsuchen, Madam«.

Sie wollte keine Mutmaßungen darüber anstellen, was sie suchten, aber sie hatte eine Ahnung. Ein Beamter war mit dem gesamten Vorrat an Ruths Medikamenten in einem Plastikbeutel die Treppe heruntergekommen, und nur indem sie dem Constable eindringlich klar gemacht hatte, dass die Medikamente für Ruths Wohlbefinden unerlässlich waren, war es ihr gelungen, ihn davon abzuhalten, jede einzelne Tablette aus dem Haus zu tragen. Sie brauchten doch gewiss nicht alle, hatte sie argumentiert. Miss Brouard leide unter schweren Schmerzen, und ohne ihre Medikamente -

Schmerzen?, hatte der Constable sie unterbrochen. Dann haben wir hier also Schmerzmittel? Und er schüttelte wie zum Nachdruck den Plastikbeutel.

Was denn sonst? Sie brauchten nur die Etiketten zu lesen. Da stehe groß und breit gegen Schmerzen, das müsse ihnen doch aufgefallen sein, als sie die Medikamente aus dem Schrank genommen hatten.

Wir haben unsere Anweisungen, Madam, hatte die Antwort gelautet, der Valerie entnommen hatte, dass sie sämtliche vorhandenen Medikamente mitnehmen sollten, ganz gleich, welchem Zweck sie dienten.

Sie bat den Beamten, den größeren Teil der Mittel zurückzulassen. Nehmen Sie von jedem eine Probe, und lassen Sie den Rest hier, schlug sie vor. Das werden Sie Miss Brouard zuliebe doch wohl tun können. Sie muss sonst leiden.

Der Constable war einverstanden, wenn auch widerstrebend. Als Valerie an ihre Arbeit in der Küche zurückkehrte, spürte sie seinen bohrenden Blick im Nacken und wusste, dass sie sich verdächtig gemacht hatte. Aus diesem Grund hatte sie nicht im Herrenhaus telefonieren wollen, sondern war dazu nach Hause gegangen. Aber sie telefonierte nicht von der Küche aus, wo sie nicht sehen konnte, was auf dem Gelände vorging, sondern ging nach oben ins Schlafzimmer. Sie setzte sich auf Kevins Seite des Betts, näher beim Fenster, und so konnte sie, während sie beobachtete, wie die Polizisten sich draußen im Park verteilten, Kevins Geruch atmen, der einem auf dem Stuhl liegenden Arbeitshemd entströmte.

Geh ran, dachte sie. Geh ran, geh ran. Es klingelte und klingelte.

Sie wandte sich vom Fenster ab. Über das Telefon gekrümmt, konzentrierte sie sich darauf, ihre ganze Willenskraft durch die Leitung zu senden. Wenn sie es lange genug klingeln ließ, würde das lästige Geräusch allein eine Reaktion herausfordern.

Kevin würde das nicht gefallen. Er würde sagen: »Warum tust du das, Val?« Und sie würde ihm keine ehrliche und



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