102 by Höllenhaus der Vampire
Autor:Höllenhaus der Vampire [Vampire, Höllenhaus der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:53:26+00:00
»Wir werden Sie begleiten«, sagte sie schließlich, »wenn Sie noch einmal hinausfahren. Ich möchte mir diesen Medizinmann einmal ansehen.«
Sie sollte eher Gelegenheit dazu bekommen, als ihr lieb war.
*
Checkwoya fuhr wütend herum, als er die Bewegung unter dem Eingang wahrnahm.
»Wer wagt es, die heilige Handlung zu stören?« zischte er.
Der junge Krieger zuckte beim Klang seiner Worte zusammen, kam aber trotzdem näher. Als er in den Lichtschein des Feuers trat, erkannte ihn der Medizinmann. Es war einer der beiden Männer, die er ausgeschickt hatte, um Everett zum Schweigen zu bringen.
»Was gibt es?« fragte er, immer noch gereizt, aber nicht mehr ganz so scharf wie zu Anfang.
»Verzeiht, wenn ich euch störe«, sagte der Krieger leise. »Aber es ist – wichtig.«
»Ihr habt den Vater des weißen Mädchens getötet?«
»Wir haben es versucht«, murmelte der Krieger kleinlaut.
Checkwoya schwieg einen Moment. In seinem Gesicht regte sich nichts, aber in seinen Augen blitzte es ärgerlich auf. »Ihr habt ver-sagt«, stellte er fest.
Der Krieger schüttelte hastig den Kopf. »Er … er hat Hilfe bekommen«, sagte er. »Zwei Fremde. Sie … tauchten plötzlich auf und griffen uns an.«
»Fremde?« schnappte Checkwoya. »Was für Fremde?«
»Ein Mann und eine Frau. Ich weiß nicht, wer sie sind. Aber sie sind jetzt bei ihm auf der Ranch. Er wird ihnen alles erzählen.«
Checkwoya machte eine wegwerfende Handbewegung. »Soll er.
Niemand wird ihm glauben, bevor es nicht zu spät ist.« Er überlegte einen Moment, stand dann auf und ging mit schleppenden Schritten zu dem weißen Mädchen hinüber, das noch immer reglos und wie in Trance dahockte und ins Feuer starrte. »Aber du hast recht«, murmelte er, ohne den Krieger anzusehen. »Er wird allmählich lästig.
Und er ist einer von denen, die unter Volk am schlimmsten ausge-beutet haben. Das Land, von dessen Reichtum er lebte, gehört uns.
Vielleicht wäre er würdig, um das erste Opfer Ketendis zu sein.«
Er sah, wie der junge Krieger beim Klang des Namens zusammen-zuckte, und diesmal konnte er sich eines raschen, siegessicheren Lä-
chelns nicht verwehren.
»Du hast richtig verstanden«, sagte er überraschend sanft »Er ist gekommen. Ketendi hat unsere Gebete erhört und ist erschienen, um uns zu helfen. Morgen wird er unser Volk in den Kampf führen.«
Er lächelte, und diesmal erwiderte der junge Krieger das Lächeln.
Aber es wirkte nicht echt, und die Angst darin überwog.
Für einen Moment spürte Checkwoya ein berauschendes Gefühl der Macht in sich aufsteigen. Er war es, der den Dämon heraufbe-schworen hatte, und ihm, nur ihm allein würde er gehorchen.
»Geh jetzt«, sagte er schließlich. »Bereite alles vor. Wir werden noch vor Morgengrauen angreifen. Der Vater des weißen Mädchens wird sterben, wenn die Sonne aufgeht. Er und seine Freunde.«
*
Mitternacht war längst vorüber, als Damona und Mike sich endlich in das Gästezimmer im ersten Stockwerk des Ranchgebäudes zu-rückzogen. Everett hatte noch lange geredet, aber das Gespräch hatte sich im Kreise gedreht, und sie waren zum Schluß keinen Schritt weiter gewesen als zu Anfang. Im Grunde, das hatte Damona im Laufe ihrer Unterhaltung recht schnell bemerkt, war Everett nicht halb so stark, wie er tat. Er war nichts als ein verzweifelter alter Mann, der seine Tochter verloren hatte und für den eine Welt zu-sammengebrochen war.
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