04-Das verwundete Land by Stephen R. Donaldson

04-Das verwundete Land by Stephen R. Donaldson

Autor:Stephen R. Donaldson
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 3426701170
Herausgeber: Droemer Knaur Verlag
veröffentlicht: 2011-05-21T00:21:36+00:00


15

»Weil du sehen kannst«

Nein. Nie wieder.

Nachdem Covenant hinter dem Hügelkamm ins Innere Andelains verschwunden war, setzte sich Linden zwischen das tote Gestein und versuchte, ihr Gefühl für das, was sie war, nun wiederzufinden. Eine finstere Stimmung überkam sie. Ihr war innerlich sinnentleert leblos zumute, wie so oft in den vergangenen Jahren; all ihre Bemühungen, sich ihren Eltern als überlegen zu erweisen, hatten nichts gefruchtet. Hätten Sunder oder Hollian etwas zu ihr gesagt, sie hätte aufgeschrien, vorausgesetzt, sie hätte dazu genug Kraft aufgebracht.

Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, etwas zur Verteidigung ihrer diffizilen Selbständigkeit gegen Covenants seltsame Fähigkeit unternommen, sie von sich selbst abzulenken, und nun mußte sie die Folgen tragen. Sie konnte sie nicht ignorieren; die uralte, für immer unlinderbare Ödnis rings um sie erlaubte ihr nicht, darüber hinwegzugehen. Die abgestorbenen Höhen, die im Süden und Westen aufragten, widersprachen Andelain, als hätte sie, als man ihr das Leben anbot, den Tod gewählt.

Und sie blieb in ihrer düsteren Verfassung allein. Sunder und Hollian hatten in ihrer einmütigen Ablehnung der Hügel Andelains eine Art von Gemeinschaftlichkeit entwickelt. Ihr Leben war immer so grundlegend vom Sonnenübel bestimmt worden, daß sie das Unbehagen, das Andelain bei ihnen hervorrief, gar nicht in Frage stellen konnten. Vielleicht vermochten sie nicht zu erkennen, daß diese üppig belaubten Bäume und saftigen Wiesen gesund waren; oder daß ihre Gedeihlichkeit mit Schönheit einherging. Aber Linden akzeptierte die Einstellung der Steinhausener. Im Zusammenhang mit dem Sonnenübel war sie durchaus zu begreifen. Ihre innere Absonderung von den beiden machte ihr nicht zu schaffen.

Covenants Abschied jedoch beeinträchtigte ihr Gemüt. Sie hatte ihren Entschluß gefällt, und daraufhin war er aus ihrem Leben getreten, als nähme er all ihre Kraft und ihre ganze Überzeugung mit. Das Licht der Sonne der Fruchtbarkeit hatte auf dem Mithil gegleißt, als er hinüberschwamm, ihn umflimmert wie eine Bestätigung seiner persönlichen Wirksamkeit gegen das Unheil des Landes. Sie hatte die Intimität seines Lebens bis zum äußersten mit ihm geteilt, und doch hatte er sie um Andelains willen verlassen. Und das Gift stak noch immer in ihm. Linden hätte sich nicht einsamer fühlen können, wäre ihr Dasein allen Sinns zum Weiterführen beraubt worden.

Aber ihre Entscheidung war getroffen. Sie hatte Covenants Krankheit erfahren, als wäre es ihre eigene gewesen, und ihr war klar, daß auch er sich nicht anders zu entscheiden vermocht hatte. Sie zog diese leblose Wüste aus Stein der Lieblichkeit Andelains vor, weil sie sie besser verstand, sich ihr stärker verschließen konnte. Nach ihren Bemühungen, Covenant zu retten, hatte sie sich geschworen, sich nie wieder irgend etwas so intim auszusetzen, nicht noch einmal zuzulassen, daß die hier im Lande entstandene ungewöhnliche Sensitivität ihrer Sinne ihre unabhängige Identität bedrohte. Dieser Eid ließ sich leichter halten, wenn die Wahrnehmungen, denen sie ihr Herz verschloß, Wahrnehmungen des Ruins waren, so wie von diesem toten Stein, der dem Schutt einer Katastrophe glich, statt solche von reinem Holz, duftendem Gras, Reichtum an Aliantha. Auf ihre Weise hegte Linden gleichartiges Mißtrauen wie Hollian. Andelain war weit verführerischer als dieser Fels ringsum. Linden wußte absolut sicher, daß sie es sich nicht leisten konnte, irgendeiner Verführung zu erliegen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.