013 by Der Unheimliche

013 by Der Unheimliche

Autor:Der Unheimliche [Unheimliche, Der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:54:13+00:00


Aber möglicherweise war die alte Sally in der Lage, ihre Gedan-kenfühler zu registrieren. Dann war sie gewarnt und schlug sofort rücksichtslos zu.

Sie musste sich auf ihr Glück – auf ihr blitzschnelles Reaktionsver-mögen verlassen.

Damona holte tief Atem, dann trat sie ebenfalls in die Hütte. Im Innern war es ziemlich düster, aber ihre Augen gewöhnten sich rasch daran. Sie ließ ihre Blicke schweifen.

Die alte Sally und sie waren allein.

Es gab nur einen einzigen Raum. Der Boden bestand aus festge-stampftem Lehm; einige schäbige, abgewetzte Teppiche lagen darauf. An den Wänden waren Felle und Kräuter zum Trocknen aufgehängt. Die Einrichtung war spartanisch: Ein Bett, ein Tisch, vier Stühle. An der Wand zu Damonas Linken war ein Regal angebracht, das bis zu der rußgeschwärzten Decke hinaufreichte und mit Bü-

chern vollgestellt war.

Der Tür genau gegenüber gab es einen offenen Kamin, in dem schwache Glut pulsierte. Mother Sally war gerade damit beschäftigt, das Feuer neu zu entfachen. Es roch nach Rauch und Kräutern. Das aufflackernde Feuer warf zuckende Lichter gegen die Wände.

Damona entspannte sich und schloss die Tür hinter sich.

Mother Sally richtete sich auf und kicherte. »Du hast es dir also überlegt«, meinte sie und wischte sich eine Strähne ihres verfilzten Haares aus der gefurchten Stirn.

Damona zuckte die Schultern. »Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein«, erwiderte sie einfach.

»Ja, das glaube ich dir.« Mother Sally nickte. »Aber jetzt – jetzt solltest du dir diesen Morgenrock ausziehen. Ist dir denn nicht kalt?

– Dort, in der Truhe neben dem Bett sind einige Kleidungsstücke, die dir sicherlich passen werden. Jeans, eine Bluse, eine Weste …

Und Schuhe.

Sabrina hat diese Sachen immer bei mir deponiert. Du kannst dich bedienen. Ich schenke sie dir.«

»Aber das wird Sabrina möglicherweise nicht gefallen«, gab Damona zu bedenken.

Mother Sally winkte ab. »Sabrina ist nicht geizig. Und wenn ich ihr erzähle, dass ich ihre Kleider einer ihrer Schwestern gegeben habe, dann wird sie mir ganz bestimmt nicht böse sein.«

Spätestens jetzt stand für Damona definitiv fest, dass die alte Sally wusste – zumindest aber zu wissen glaubte! – dass sie keine normale Sterbliche war. Vielleicht ahnte sie sogar, dass sie eine Hexe war …

Vorausgesetzt, dass diese geheimnisvolle Sabrina auch eine richtige Hexe war, würde dies die Solidarität erklären. – Und weiter: Wenn Sally Bescheid wusste – bedeutete dies auch, dass sie hinter ihrer, Damonas Entführung steckte? Hatte sie ihr Auftauchen erwartet und entsprechende Vorbereitungen getroffen? – Und wenn ja – was für Vorbereitungen?

Damona lächelte sanft und hoffte gleichsam, dass Sally nicht merkte, wie schwer es ihr fiel, ruhig zu bleiben. »Also gut«, sagte sie gedehnt.

Sie ging zu der Truhe und öffnete sie. Fein säuberlich zusammen-gelegt lagen Sabrinas Kleider zuoberst. Sally beobachtete jede ihrer Bewegungen, keine Regung stand in ihrem Gesicht zu lesen.

Damona merkte, wie sich ihre Muskeln wieder anspannten. Dennoch gab sie sich betont entspannt und sorglos. Schweigend zog sie sich um.

Die alte Sally nickte zufrieden. »Hübsch siehst du in diesen Kleidern aus. Sehr hübsch … Alles passt dir hervorragend. Du hast die gleiche Figur wie meine Sabrina.«

Damona strich über den rauen Baumwollstoff der schwarzen Bluse. »Es ist wie ein Wunder, Mother Sally.



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