013 - Bretonische Sehnsucht by Jean-Luc Bannalec

Autor:Jean-Luc Bannalec [Bannalec, Jean-Luc]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch eBook
veröffentlicht: 2024-06-18T22:00:00+00:00

Sie legten Dupin auf eine der Bänke vor der Kirche. Am Rande des kleinen Hauptplatzes.

»Danke.« Dupin versuchte, tief ein- und auszuatmen.

Die Luft half, das Licht half.

Er kam wieder zu sich. Von irgendwoher war Musik zu hören. Blasinstrumente. – Oder spielten die auch nur in seinem Kopf?

»Es geht schon besser.«

Der Pfarrer, Sybil Jaouen, Le Menn und Riwal standen um ihn herum. Sie starrten ihn an. Und nicht nur sie, natürlich hatte die Szene auf dem Dorfplatz Aufmerksamkeit erregt. Dupin fühlte sich äußerst unbehaglich, er hasste so etwas. »Mir ist eingefallen, dass Sie heute fast nichts gegessen haben, Chef.« Riwal runzelte die Stirn. »Das ist überhaupt nicht gut.«

»Verdammt.« Es war ein leises Fluchen gewesen. Riwal hatte recht. Er hatte es vollkommen vergessen. Dupin warf einen Blick auf die Uhr. Es war 18 Uhr 17.

»Das zusammen mit der miserablen Luft, Ihrer Aversion gegen Keller und dem Sog des Mysteriösen hier auf der Insel, das alles …«

»Es geht mir schon besser, Riwal.«

Es stimmte, wenn auch nur teilweise.

Dupin richtete sich auf. Atmete ein weiteres Mal tief ein und aus. Die Übung, die Claire ihm gezeigt hatte. Für brenzlige Situationen, »höllisch effektiv«, hatte sie gesagt. Tief einatmen, fünf Sekunden Luft anhalten, tief ausatmen, fünf Sekunden warten bis zum nächsten Einatmen. Das Ganze fünf Mal. Ihm fiel ein, dass er es gleich noch einmal bei Claire versuchen wollte – und dass sie es gar nicht bei ihm versucht hatte. Sie hatte gestern nur kurz geschrieben, dass sie gut gelandet sei und sich melden würde.

»Was haben Sie da unten gesehen?«

Sybil Jaouens Augen funkelten merkwürdig.

»Jemand war in der Kammer des Mausoleums. Und hat etwas entfernt«, Dupin sprach langsam, »auf dem Boden sind zwei kreisrunde Abdrücke. Überall ist zentimeterhoher Staub. – Die Abdrücke sind völlig sauber. Ein Durchmesser von dreißig, vierzig Zentimetern.« Eine Pause. Das Reden war anstrengend. »Da hat bis vor Kurzem etwas gestanden.«

»Sie meinen, dass die Person, die die Kreuze geholt hat, noch etwas mitgenommen hat?« Auch die prinzipiell coole Le Menn wirkte aufgeregt. »Zwei runde Behältnisse?«

»Oder ist es umgekehrt«, raunte Riwal geheimnisvoll, »und der Person ging es vor allem um die Behältnisse?« Er richtete sich an den Pfarrer und Sybil Jaouen: »Was für Gegenstände oder Gefäße könnten das gewesen sein? Und wenn es Gefäße waren, was enthalten sie?«

»Da kommt sehr vieles infrage.« Sybil Jaouen sprach wie ein Orakel. »Auf der Insel wimmelt es von verborgenen Mysterien, versteckten heiligen Gegenständen aus der Vorzeit, der Antike und dem Mittelalter.«

»Vermutlich handelt es sich einfach um zwei Behältnisse für die Kreuze.« Dem Pfarrer war spürbar unwohl bei dem Thema. »Eimer. Mit denen die Pfarrer die Kreuze aus dem Mausoleum gebracht haben, sie werden sie ja nicht immer einzeln geholt haben.«

Es klang plausibel.

»Und die Person, die jetzt in die Kammer eingedrungen ist, hat es genauso gemacht. So würde sich alles erklären.«

Auch das war nicht unplausibel.

»Die Frage bliebe: Was soll das überhaupt mit den Kreuzen?« Dupin sprach eher zu sich selbst. »Warum legt der Mörder diese Kreuze auf die Kopfkissen seiner Opfer? – Warum betreibt er einen solchen Aufwand, um an die Kreuze zu kommen? Ein zusätzliches Risiko für ihn.

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