01 - komplett by 4 Romane

01 - komplett by 4 Romane

Autor:4 Romane [Romane, 4]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-12-11T19:20:34+00:00


„Mein lieber Sebastian, wie nett von Ihnen, die Geschenke persönlich herzubringen!“ Geschickt steuerte sie mit ihm auf die Tür zu. Und tatsächlich gab Martin den Weg frei. „Segsbury wird Sie hinausbegleiten. Ich freue mich darauf, Sie bald wiederzusehen.“ Damit ließ sie seinen Arm los, und der Butler bedeutete dem Duke mit einer Handbewegung, in welche Richtung er gehen sollte, so als sei er zum ersten Mal zu Gast in Davencourt House und kenne den Weg nicht.

Clara saß wie erstarrt. Auch als Sebastian sich zum zweiten Mal zu ihr umwandte, war sie zu keiner Bewegung fähig.

„Gute Nacht, Miss Davencourt.“

Martin machte unwillkürlich eine drohende Gebärde, die Sebastian jedoch einfach übersah. „Gute Nacht, Juliana. Bis bald, Martin.“ Damit verschwand er im Flur.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, drehte Davencourt sich zornig zu seiner Schwester um. Unwillkürlich versuchte Clara, sich auf ihrem Stuhl ganz klein zu machen.

„Martin, Darling“, meldete sich Juliana zu Wort, „könntest du vielleicht im Kinderzimmer nach dem Rechten sehen? Ich bin immer ein wenig unruhig, wenn wir die Zwillinge längere Zeit allein lassen, auch wenn das Kindermädchen gewiss sehr zuverlässig ist.“

Ihr Gatte zögerte. Dann sah Clara, wie Juliana ihm mit einer kleinen Kopfbewegung etwas zu verstehen gab. Und siehe da, das Unvorstellbare geschah: Er verließ den Raum. Vor Erleichterung traten Clara die Tränen in die Augen. Es wäre so schrecklich gewesen, Martin jetzt eine Erklärung für ihr Verhalten geben zu müssen. Natürlich hatte sie gewusst, dass es falsch war, sich allein mit Fleet in die Bibliothek zu begeben. Was also hätte sie zu ihrer Entschuldigung vorbringen können?

„O Juliana!“ Sie warf sich ihrer Schwägerin in die Arme. In diesem Moment war es ihr völlig gleichgültig, was Juliana von ihr denken mochte.

Die stand einen winzigen Augenblick lang reglos, dann erwiderte sie Claras Umarmung.

„Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, Juliana.“

„Hm ...“ Juliana trat einen Schritt zurück, fasste Clara bei der Hand und zog sie zum Sofa. „Am besten erzählst du mir erst einmal, was geschehen ist.“

„Er wird fortgehen“, brach es aus Clara heraus. „Das scheint der einzige Weg zu sein.“

„Ja, das mag wohl stimmen.“

Eine Weile saßen sie schweigend Hand in Hand. Doch schließlich meinte Juliana nachdenklich: „Vielleicht solltest auch du London eine Weile verlassen. Nach dem Weihnachtsfest, wenn deine Schwester Kitty und ihr Gatte nach Yorkshire zurückkehren, könntest du die beiden begleiten. Ein Besuch bei ihnen würde dir sicher guttun.“

„Ja“, stimmte Clara zu, „eine andere Umgebung könnte hilfreich sein.“

„Liebes ...“ Juliana klang plötzlich ängstlich. „Verzeih mir, dass ich dir eine so persönliche Frage stelle. Aber ich muss wissen, ob du ... Clara, du hast doch nicht ...“

Zu jeder anderen Zeit hätte sie sich köstlich darüber amüsiert, dass Juliana, die für ihre Offenheit berüchtigt war, sich nicht dazu überwinden konnte, ihre Befürchtungen in Worte zu fassen. Jetzt jedoch schüttelte Clara nur beruhigend den Kopf. „Es ist nichts passiert.“ Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Wahrscheinlich hätte ich mich Sebastian hingegeben. Doch als Gentleman hat er meine Schwäche nicht ausgenutzt.“

„Dem Himmel sei Dank!“

„Ja ...“ Sie erhob sich. Kalt und schwer lag ihr das Herz in der Brust.



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