007 - Schlangengrube by Daniel Holbe & Ben Tomasson

007 - Schlangengrube by Daniel Holbe & Ben Tomasson

Autor:Daniel Holbe & Ben Tomasson [Holbe, Daniel & Tomasson, Ben]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
ISBN: 9783426458228
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2022-12-29T23:00:00+00:00


25

Gießen, zwei Stunden später

W

arum?«, fragte Sabine Kaufmann, als sie im Vernehmungsraum im Polizeipräsidium Mittelhessen saßen. »Du hast mir gesagt, du willst den Regenwald retten. Du liebst Echsen. Und du bist Polizistin. Wie kannst du da illegale Tiere von Kolumbien nach Deutschland schmuggeln und hier verkaufen?«

Lara Schick öffnete ihren Pferdeschwanz, schüttelte die Haare aus und fasste sie wieder zusammen. Sie zog das Haargummi darüber und strich den Pferdeschwanz glatt. »Kann ich ein Glas Wasser bekommen?«

»Sicher.« Ralph Angersbach stand auf, um das Gewünschte zu holen.

Die Rollen waren heute vertauscht. Sabine, normalerweise die Sanfte, Einfühlsame, Behutsame, prügelte verbal auf die Verdächtige ein. Und Ralph, sonst der Bulldozer, der Terrier, der Elefant im Porzellanladen, gab sich mitfühlend. Nicht zum ersten Mal in diesem Fall, wie Kaufmann durchaus bewusst war. Seit dem Angriff auf Holger schienen ihre Geduld und ihr Mitgefühl aufgebraucht. Sie wollte den oder die Schuldigen ausfindig machen und ihrer gerechten Strafe zuführen, und zwar bald.

Angersbach kam mit dem Glas zurück, und Schick trank einen großen Schluck.

»Kennst du ›Terror‹?«, fragte sie. »Das Theaterstück von Ferdinand von Schirach? Da schießt ein Kampfpilot ein Passagierflugzeug ab, um zu verhindern, dass ein Terrorist das Flugzeug in ein vollbesetztes Fußballstadion abstürzen lässt.«

»Ja.« Kaufmann verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte die Verfilmung im Fernsehen gesehen und war beeindruckt gewesen. Von Schirach hatte ein moralisches Dilemma beschrieben, das im Grund nicht zu lösen war.

»Das ist genau das, was ich tue«, erklärte Schick. »Ich schmuggele ein paar exotische Tiere von Kolumbien nach Deutschland und verkaufe sie hier für teures Geld. Damit ich meine Organisation gründen und all die anderen Exoten retten kann, die jetzt den Wilderern zum Opfer fallen.«

Kaufmann schürzte die Lippen. »Ich dachte, du suchst einen Sponsor.«

»Wer gibt denn Geld für Artenschutz in Kolumbien aus?«

»Das Bundesministerium für Umwelt zum Beispiel«, sagte Kaufmann. »Die finanzieren doch das Forschungsprojekt von Professor Waldschmidt. Dazu gehört auch die Expedition, an der du teilgenommen hast.«

Lara Schick winkte ungeduldig ab. »Da geht es um Wissenschaft, nicht darum, Tiere zu retten. Waldschmidt erhebt Daten, um politisch Einfluss zu nehmen. Aber das dauert alles viel zu lange. Man muss jetzt handeln.«

»Ich dachte, ihr habt auch nach den Wilderern gesucht?«, fragte Kaufmann.

»Ja. Nebenbei. Und was ist passiert? Kim ist tot!« Laras Augen füllten sich mit Tränen. »Weil wir das alles völlig unprofessionell angefangen haben. Man braucht mehr Leute, die nach den Wildfängern fahnden. Leute, die auch mit Waffen umgehen und sich verteidigen können.«

»So wie du.«

»Ja. Eine Truppe von Polizisten wäre toll. Am besten in Kooperation mit der Polizei vor Ort. Dann könnte man etwas erreichen. Dafür brauche ich das Geld. Es ist eine Abwägung, verstehst du? Was sind ein paar geschmuggelte Tiere gegen die vielen, die gerettet werden können?«

Kaufmann schüttelte den Kopf. »Moralisch kann man darüber diskutieren. Aber du bist Polizistin. Wir haben einen Eid geschworen, geltende Gesetze zu verteidigen. Da kann man sich nicht einfach darüber hinwegsetzen, weil man glaubt, einer höheren Gerechtigkeit zu dienen.«

Lara trank ihr Glas leer. »Das sehe ich anders.«

»Ich nicht«, mischte sich Angersbach ein. Sabine wusste, dass er es mit dem Gesetz sehr genau nahm.



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