Zwischen Schnee und Ebenholz (German Edition) by Ann-Kathrin Wolf

Zwischen Schnee und Ebenholz (German Edition) by Ann-Kathrin Wolf

Autor:Ann-Kathrin Wolf [Wolf, Ann-Kathrin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-04T16:00:00+00:00


KAPITEL 7

»Rotkäppchen aber holte große schwere Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er gleich niedersank und sich tot fiel.«

Rotkäppchen

Gepeinigt und gedemütigt rannte der große graue Wolf durch die mondbeschienene Nacht. Der Schmerz war das einzige, das er klar und deutlich spürte. Der dunkle verschneite Wald schien endlos zu sein. Aber er würde nicht groß genug sein, um sich vor seinem Herrn zu verbergen. Der Mensch in ihm war ganz still geworden. Reglos und totenbleich verharrte er in ihm. Unfähig, etwas zu sagen oder auch nur etwas zu denken.

Sie hatten erneut versagt und diesmal würde es keine weitere Chance mehr geben. Das wusste der Mensch und das wusste der Wolf. Ihr Herr würde davon erfahren. Jetzt gab es nur noch die Flucht. Die Instinkte des Wolfes hatten sie beide noch nie im Stich gelassen. Das geschmeidige Tier hetzte durch die Nacht zwischen den dunklen Stämmen hindurch und versuchte nach Möglichkeit, seine Spuren zu verwischen. Er kam an einen Fluss, der laut gurgelnd die Stille der Nacht durchbrach. Der Wolf warf einen Blick auf das finstere wilde Wasser und traf seine Entscheidung. Mit einem großen Satz warf er sich in die Fluten und versuchte, ein Stück flussaufwärts zu schwimmen. So würde seine Spur hoffentlich am Ufer enden. Der Wolf kämpfte sich durch die starke Strömung. Seine verletzte Seite ließ ihn schnaufen und hecheln, aber irgendwie gelang es ihm, in einiger Entfernung das andere Ufer zu erreichen. Müde kämpfte er sich an der verschneiten Böschung empor und schüttelte das eisige Wasser aus seinem triefenden Fell. Die Tropfen schimmerten wie Eiskristalle. Der Wolf gönnte ihnen beiden nur einen kurzen Moment Ruhe, um dann erneut wild loszupreschen. Weiter hinein in den Wald und in die dunkle Nacht.

Er erreichte eine Lichtung und sofort stellte sich das Nackenfell des Wolfs auf. Beide, sowohl Wolf als auch Mensch, spürten, dass etwas nicht stimmte. Unruhig blieb der Wolf stehen und witterte. Nichts. Misstrauisch sah er sich um und schlich behutsam auf die Mitte der Lichtung zu. Dabei behielt er die Bäume im Auge. Jetzt endlich erwachte auch der Mensch aus seiner Starre und leckte sich nervös über die trockenen Lippen. Seine Hilflosigkeit machte ihn rasend. Das Tier blieb ruckartig stehen und wirbelte herum. Da war etwas gewesen. Er hatte es aus den Augenwinkeln bemerkt. Ein tiefes Knurren entrang seiner Kehle und er fletschte bedrohlich die Zähne. Konzentriert taxierte er die Bäume und spähte in die Dunkelheit. Jeder seiner Muskeln war bis zum Äußersten gespannt und bereit, im Falle eines Angriffs, sofort loszuspringen. Der Mensch in ihm wischte sich seine schweißnassen Hände an der Hose ab und blickte sich ebenfalls konzentriert um.

Der Wolf wollte sich gerade abwenden und weiterhetzen, als er hinter sich eine Bewegung spürte. Er sprang herum und konnte gerade noch einem großen silbrig aufblitzenden Schwert ausweichen. Instinktiv machte der Wolf einen Satz zurück und knurrte. Sein Angreifer hatte sich schnell wieder gefangen und grinste ihn frech an.

»Es hat keinen Zweck, wegzulaufen, Wolf.



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