OP-Center by Tom Clancy

OP-Center by Tom Clancy

Autor:Tom Clancy [Clancy, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453092402
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-11-30T05:00:00+00:00


43

Dienstag, 23 Uhr 45, Hauptquartier des KCIA

Den Anruf von Bae Gun wegen der erfolgreichen Verhaftung nahm Hwan mit gemischten Gefühlen auf: Einerseits hatten sie natürlich das Richtige getan, andererseits fand er es schade, mit Miß Chong eine höchst interessante Person zu verlieren. Seine Entschlüsselungsexperten hatten ihren Code noch nicht geknackt; allerdings waren einige der Daten, die von ihr weitergegeben worden waren, ihnen bereits bekannt, da Bae ihr „verraten“ hatte, daß sein Sohn beim Militär wäre; ein paar echte, aber unwesentliche Angaben über Truppenstärken, Kartenkoordinaten oder Kommandowechsel waren ihr so zugespielt worden. Hwan bezweifelte, daß Miss Chong ihnen nun, da sie in Haft war, noch von Nutzen sein konnte.

Vier Jahre lang hatte der KCIA die gegenwärtig in Seoul arbeitenden nordkoreanischen Agenten beschattet, aber nicht eingegriffen. Nach und nach hatten sie alle fünf Spione identifiziert. Sie schienen einen geschlossenen Zirkel zu bilden, mit Kim Chong und einem Brezelbäcker im Zentrum; Hwan war überzeugt, daß sie ihm jetzt alle bekannt waren. Nach dieser Verhaftung würde er die anderen Agenten rund um die Uhr beschatten lassen, um deren Kontaktpersonen ausfindig zu machen und um festzustellen, ob für Miß Chong ein Ersatz eingeschleust würde.

Eines gab ihm aber zu denken: Selbst das wenige, das der KCIA von ihren Botschaften entschlüsselt hatte, enthielt nicht den geringsten Hinweis auf den heutigen Anschlag. Tatsächlich war der Brezelbäcker – der sein Gebäck bisweilen mit einem äußerst informativen Kern anreicherte – zu dem Festakt geschickt worden, um Volkes Meinung zur Wiedervereinigung zu ergründen. Zwar war es nicht undenkbar, daß der Norden seine Attentatspläne den Agenten nicht mitgeteilt hatte, aber Hwan konnte sich doch schlecht vorstellen, daß sie einen ihr Leute derart offen in Lebensgefahr gebracht hätten; welchen Zweck hätte schließlich seine Anwesenheit gehabt, wenn die Feier so brutal gestört werden sollte?

Als der Sergeant vom Wachraum hochtelefonierte und die Ankunft der Agenten ankündigte, erhob Hwan sich, um sie zu empfangen – mitsamt der Verhafteten. Bis jetzt hatte er Kim Chong nie persönlich, sondern nur auf Fotos gesehen; deshalb bediente er sich nun einer bewährten Übung, die Gregory ihm beigebracht hatte und die recht nützlich war, wenn man jemanden, den man nur von Fotos, von der Stimme oder vom Hörensagen kannte, zum erstenmal traf. Er versuchte, die weißen Flecken auf der Landkarte auszufüllen, um zu sehen, wie dicht seine Vermutungen bei der Realität lagen: Wie groß war die Person? Wie klang die Stimme? Und bei Personen, die unter Spionageverdacht standen: Wie würden sie sein – aufgebracht, ausfallend, kooperativ? Der einzige Zweck dieser Übung war, sich die Fakten, die über die Person bekannt waren, vor dem Treffen noch einmal zu vergegenwärtigen.

Hwan wußte über Miß Chong, daß sie 1,65 m groß und 28 Jahre alt war und lange, glänzend-schwarze Haare und dunkle Augen hatte. Und daß sie, nach dem, was Bae seinem Gewährsmann erzählt hatte, eine ziemlich harte Nuß sein mußte. Hwan vermutete auch, daß die ewigen Annäherungsversuche der Männer in Guns Bar sie schroff und abweisend hatten werden lassen, und daß sie die Angewohnheit aller Agenten teilte, lieber zuzuhören als zu sprechen, lieber etwas in Erfahrung zu bringen, als selbst etwas auszuplaudern.



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