Zwei wie Zucker und Zimt by Gerstenberger Stefanie

Zwei wie Zucker und Zimt by Gerstenberger Stefanie

Autor:Gerstenberger, Stefanie [Gerstenberger, Stefanie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-06-29T16:00:00+00:00


16. KAPITEL

22. Mai 1980

Und wieder ein Freitags-Schwimmtraining geschafft. An meinem vorletzten Freitag im Godesbach der 80er, na ja, zumindest nach meiner Zeitrechnung, also vorausgesetzt, dass meine Rückreise klappen würde …

Matti verabschiedete sich von den anderen und kam mit seinem Fahrrad zu mir herüber. »Wo musst du lang?«

Mein Herz fing an, schneller zu schlagen, doch ich klemmte meine Tasche, so ruhig es ging, auf den Gepäckträger und zeigte nach links. »Marion wollte mich eigentlich abholen. Ach guck, da kommt sie schon angefahren.«

»Hey! Wie war’s?« Marion sprang ab.

»Gut«, sagte ich und schaute zwischen ihr und Matti hin und her. »Danke noch mal, dass du mich in den Verein gebracht hast. Mein Stil ist schon viel besser geworden«, sagte ich zu ihm.

Zu dritt schoben wir unsere Räder, mitten auf der Straße, Marion ging zwischen uns. Es war halb sieben und noch warm, die Sonne stand tief, alles leuchtete in einem kupfernen Licht. Es roch nach gemähtem Gras und in den Vorgärten, an denen wir vorbeikamen, zwitscherten die Amseln.

Matti und Marion sprachen über die Schule, den Hausmeister Hasenbein und irgendeinen Sportlehrer, den ich nicht kannte. Matti und Marion, sagte ich im Stillen vor mich hin, hört sich gut an! Ich sah schon die Herzen mit den Doppel-M’s vor mir, mit denen Marion ihre Schreibtischunterlage vollkritzeln würde. Mein Magen knurrte laut, doch die beiden schienen es nicht gehört zu haben. Sie gingen einfach weiter. Wieder knurrte es. Der Goetheplatz, an dem das Café Zimt lag, war noch meilenweit entfernt.

»Mann, hab ich einen Hunger!«

Marion wühlte in ihrer ökigen Stoffumhängetasche. »Ich habe was dabei.« Sie reichte mir eine der grasgrünen runden Birnen, die sie von Omi Elsa bekommen hatte. Matti lachte los, als er mein Gesicht sah. Ich blieb stehen, knipste mit einer Hand den Stiel ab, biss hinein und kaute. »Knallhart!«, beschwerte ich mich mit vollem Mund.

»Aber die schmecken trotzdem gut, und sie machen die Zähne schön sauber, eben weil sie so hart sind.« Marion hörte sich an wie eine Ernährungsberaterin. »Wer will noch eine?«

»Gib her. Ich kriege eine Hühnerhaut, wenn ich Charles dabei zusehen muss und nicht selber kauen kann! Danke.«

Hühnerhaut. Matti nahm die Birne wie etwas besonders Kostbares in Empfang und ließ sein Fahrrad gegen einen Zaun kippen. Marion setzte sich auf ihren Gepäckträger, breitbeinig, die Ellenbogen auf den Sattel vor sich gestützt, und biss ebenfalls in eine Birne. So standen wir eine Runde herum und kauten. Ich warf Marion einen schnellen Blick zu: Siehst du, so einfach geht das. Gestern hast du dir noch in die lila Latzhose gemacht, wenn ich nur seinen Namen erwähnte, heute hängst du mit ihm ab und ihr esst mal ganz cool Birnen zusammen.

»Wenn du weiter so oft zum Trainieren kommst, kriegst du gute Konditiooon.« Mattis finnischer Singsang-Akzent klang wirklich extrem niedlich. Meinen eigenen englischen Akzent dagegen hatte ich irgendwie vergessen. Er lachte, während er das sagte, und schaute dann Marion in die Augen. »Du bist ja schon ziemlich sportlich, Mariooon …« Na wunderbar, endlich lief was zwischen den beiden. Ich grinste und klopfte übertrieben auf meinen Bauch. Es machte mir nichts aus, Matti wusste schließlich genau, wie pummelig ich war.



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