Zwei Sonnen am Himmel by Cesco Federica de

Zwei Sonnen am Himmel by Cesco Federica de

Autor:Cesco, Federica de [Cesco, Federica de]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641024291
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2014-01-28T05:00:00+00:00


13

Eine Lichtwelle breitete sich langsam über dem Meer aus. Goldschimmernde Wolken zogen dahin. Dann zitterte ein perlmutterfarbener Schein am Himmelssaum und der erste Sonnenstrahl blitzte wie eine weiß glühende Klinge über dem Horizont auf.

Die Wächterin richtete sich auf, machte einige Bewegungen, um ihre erstarrten Muskeln zu lockern. Dann bückte sie sich und stocherte mit der Lanzenspitze in der noch warmen Asche. Sie entfachte die Glut und warf einige trockene Zweige ins Feuer. Ein Rauchfaden stieg in die durchsichtige Luft empor.

Die Amazonen erwachten, eine nach der anderen. Sie befreiten sich mit einem Schlag vom Schlaf und wechselten ohne Übergang aus der Ruhe in wachsame Aufmerksamkeit über. Zuerst griffen sie nach den in Reichweite liegenden Waffen und gürteten sie sich um. Zena hatte nur wenig geschlafen, doch hatten ihr die paar Stunden Ruhe genügt, um wieder neue Kräfte zu sammeln. In ihren roten Mantel gehüllt betrachtete sie die Umrisse der Insel, an der die Pirogen am Abend vorher angelegt hatten. Schwarze, von Erosion zernagte Klippen erhoben sich über dem weißen Sandstrand. Dort standen ein paar Myrrhe-Büsche und verkümmerte Feigenbäume. Die Pirogen lagen am Wasser wie schlafende Reptilien.

Die Reise ging ihrem Ende entgegen. Wenn das Meer ruhig blieb und der Wind günstig war, würden die Amazonen noch diese Nacht an der Großen Insel landen. Zena machte sich keine falschen Hoffnungen. In offenem Kampf dem gut ausgerüsteten Heer der Atlantiden gegenüberzutreten bedeutete Selbstmord. Sie musste zur List greifen. Zena hatte beschlossen sich allein, nur in Begleitung ihrer drei besten Kriegerinnen, auf den Weg zu machen. Ihre Hauptstreitmacht sollte auf dieser Insel zurückbleiben, wo eine Süßwasserquelle sprudelte und die Frauen Wild aufspüren konnten.

Die durchdringenden Augen der Königin blickten in den Glanz der nebeneinander stehenden Gestirne, ohne dass ihre Wimpern zuckten. Die Zeit drängt, dachte sie. Der schwarze Stein hat mich gewarnt. Ich muss Isa befreien und mein Volk vor der großen Katastrophe in Sicherheit bringen …

Zenas Plan war es, sich unerkannt unter die Bevölkerung von Poseidonis zu mischen. Sie würde schon eine Möglichkeit finden, in den Palast einzudringen. Die drei Kriegerinnen, die sie begleiten sollten, hatte sie nicht nur ihrer Tapferkeit wegen ausgewählt, sondern auch weil sie besonders anmutig waren, denn die Frauen von Atlantis waren für ihre Schönheit berühmt. Zena hatte den drei Amazonen befohlen ihre Rüstungen abzulegen. Statt der üblichen Lederhosen trugen sie jetzt lange Gewänder aus weißem Leinenstoff, die verschwenderisch mit bunten Stickereien verziert waren. Ihre Mäntel waren weit genug, um ihre Waffen darunter zu verbergen.

Nach einem bescheidenen Mahl zogen einige Frauen die von der Königin ausgewählte Piroge ins Wasser. Dann nahm Zena mit feierlicher Gebärde ihren Helm ab. Ihr schweres kupferfarbenes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie legte den Helm neben ihren Schild aus Schildpatt und ebenfalls das Schwert mit dem Handgriff aus Onyx. Nur den kurzen Dolch, der an ihrem Gürtel hing, behielt sie bei sich.

Ein Mädchen überreichte jeder der vier Frauen eine Feldflasche aus Ziegenleder, die das für die Reise nötige Süßwasser enthielt. Die Amazonen standen in dichtem Kreis; ihre Augen waren auf die Königin gerichtet, als diese nach Kriegerinnenart, ohne nach rechts oder links zu blicken, in den Ring trat.



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