Zwei Herzen im Winter by Meriel Fuller

Zwei Herzen im Winter by Meriel Fuller

Autor:Meriel Fuller [Fuller, Meriel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862951659
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2014-02-07T23:00:00+00:00


11. KAPITEL

Das Bellen der Hunde wurde schwächer und schwächer, bis das unheimliche Kläffen völlig vom Nebel verschluckt wurde. Talvas nahm die Zügel kurz. Das Tempo, das er vorgelegt hatte, war gewiss zu schnell für das Mädchen, sie brauchte dringend eine Rast. Die Nebelschwaden, die den Reitern Schutz vor den Verfolgern geboten hatten, lagen nun über dem Tal, als sie einen bewaldeten Hügel hinanstiegen.

„Wir machen eine kurze Rast“, sagte er und drehte sich im Sattel um. Seine Schulter berührte einen tief hängenden Ast, der ihn mit Regentropfen besprühte. Sein Blick streifte Guillame, der im Sattel des kastanienbraunen Hengstes hinter ihm saß, aber von dem grauen Wallach mit den rosigen Nüstern und seiner Reiterin keine Spur.

„Wo ist das Mädchen?“

Das tiefe Schweigen des Waldes schien in Talvas’ Ohren zu dröhnen. Guillame starrte ihn schreckensbleich an, den Kopf zwischen den breiten Schultern eingezogen.

„Wo ist das Mädchen?“, wiederholte Talvas drohend. „Sie ist doch vor dir geritten.“ Ein Stich der Angst durchbohrte ihn, sein Herz schlug wie ein Hammer gegen die Rippen. Er sprang vom Pferd, stapfte nach hinten zu Guillame und baute sich drohend vor ihm auf. Seine blauen Augen schienen voller Wut Pfeile abzuschießen.

„Sie forderte mich auf, vor ihr zu gehen“, murmelte der Gefährte schuldbewusst. „Ich hielt es für das Beste, Talvas. Sie war völlig erschöpft und hätte uns aufgehalten.“

„Du hast gewusst, dass sie zurückbleibt? Und hast es zugelassen? Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Wieso hast du mir nichts gesagt?“ Er machte sich bittere Vorwürfe. Gütiger Himmel! Er hatte sie bedrängt, mit ihm zu kommen, und sie hatte ihm vertraut, sie in Sicherheit zu bringen!

„Wie konntest du das zulassen, Guillame?“

Guillame sprang vom Pferd. Die beiden Männer maßen einander mit eisigen Blicken.

„Mir war klar, dass du auf sie gewartet hättest. Dadurch wären wir den Häschern in die Hände gefallen. Das war auch ihr klar, Talvas. Sie wollte uns die Chance geben, zu entkommen.“ Guillame war sich zwar seiner Schuld bewusst, andererseits aber auch der Überzeugung, das Richtige getan zu haben.

Wortlos machte Talvas auf dem Absatz kehrt, sprang in den Sattel und wendete sein Pferd. „Ich muss zurück. Ich muss sie holen.“ Er sah nur ihr Gesicht vor sich, ihre grünen Augen, ihren Rosenmund. „Ich kann sie nicht ihrem Schicksal überlassen.“

„Die Frau hat dir den Kopf verdreht“, knurrte Guillame. „Sei doch vernünftig, ich flehe dich an. In Winchester steht uns eine Armee zur Verfügung. Was können wir zwei schon gegen die Kaiserin ausrichten? Mit den Soldaten reiten wir zurück und befreien Madame de Lonnieres.“

Talvas versuchte, sein unruhig tänzelndes Pferd zu beruhigen. Sein Verstand sagte ihm, dass sein Gefährte recht hatte. Aber sein logisches Denken vermochte nichts gegen das mächtige Gefühl auszurichten, das sein Herz im Griff hatte. Seine Sehnsucht nach Emmeline war stärker als alles, was er je empfunden hatte. „Nein, Guillame, du reitest nach Winchester und meldest Stephen, was geschehen ist. Ich muss zurück.“

„Du setzt dein Leben für Madame de Lonnieres aufs Spiel“, bemerkte Guillame vorwurfsvoll.

„Das bin ich ihr schuldig“, entgegnete Talvas. „Auf dem Schiff hat sie ihr Leben für uns riskiert. Und ohne ihre Warnung hätte der hinterhältige Keulenschlag mich umgebracht.



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