Zwanzig Jahre nachher by Alexandre Dumas

Zwanzig Jahre nachher by Alexandre Dumas

Autor:Alexandre Dumas [Dumas, Alexandre]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BoD
veröffentlicht: 2015-09-08T16:00:00+00:00


Der Schotte hält auf seinen Eidschwur wenig, verkauft für einen Heller seinen König

Nun müssen wir unsere Leser den »Standard« – nicht nach London, wohin d'Artagnan und Porthos zu steuern glaubten, sondern nach Durham ruhig segeln lassen, wohin Mordaunt zufolge der Briefe gehen mußte, welche er während seines Aufenthaltes in Boulogne erhalten, und müssen uns in das royalistische Lager begeben, welches sich diesseits der Tyne nahe der Stadt Newcastle befand. Dort standen zwischen zwei Flüssen, an Schottlands Grenze, jedoch auf Englands Boden, die Gezelte eines kleinen Heeres. Es war bereits Mitternacht. Männer, welche man an ihren nackten Beinen, kurzen Röcken, buntgewürfelten Plaids und an der Feder auf ihrer Mühe als Hochländer erkennen konnte, versahen sorglos die Wache. Der Mond, welcher zwischen dichtem Gewölke dahinglitt, erleuchtete auf jedem Zwischenraume seiner Bahn die Gewehrläufe der Schildwachen, und ließ kräftig die Mauern, Dächer und Türme der Stadt hervortreten, welche Karl I. den Truppen des Parlamentes übergeben hatte, während ihm Oxford und Newcastle, in der Hoffnung eines Vergleiches, noch anhingen. An dem einen Ende dieses Lagers, neben einem ungeheuren Gezelte, das voll schottischer Offiziere war, die unter dem Vorsitze ihres Anführers des Grafen von Lewen, eine Art Rat hielten, schlief ein Mann, im Kavalieranzuge, auf dem Rasen und hatte die rechte Hand auf seinem Schwerte ausgestreckt. Fünfzig Schritte weit entfernt besprach sich ein anderer Mann, gleichfalls im Kavalieranzug, mit einer schottischen Schildwache, und vermöge der Übung, die er in der englischen Sprache zu haben schien, konnte er, obwohl ein Fremder, die Antworten verstehen, die ihm der Angeredete in der Mundart von Perth erteilte. Als es in der Stadt Newcastle ein Uhr morgens schlug, wurde der Schläfer wach, und als er alle Bewegungen eines Menschen gemacht hatte, der nach einem tiefen Schlafe die Augen öffnet, sah er forschend um sich, und als er bemerkte, daß er sich allein befand, stand er auf und ging, einen Umweg machend, bei dem Kavalier vorbei, der sich mit der Schildwache unterredete. Dieser hatte ohne Zweifel seine Fragen beendigt, denn gleich darauf trennte er sich von diesem Manne, und begab sich, ohne daß es auffiel, auf denselben Weg wie der erste Kavalier, den wir vorbeikommen sahen. Der andere erwartete ihn am Wege im Schatten eines Gezeltes.

»Nun, lieber Freund,« sprach er zu ihm in reinstem Französisch, das je zwischen Rouen und Tours gesprochen worden ist, »nun, Freund, wir dürfen keine Zeit verlieren, sondern müssen dem Könige Nachricht geben.«

«Was geht denn vor?«

»Es währte zu lang, um Euch das zu sagen. Überdies werdet Ihr es sogleich erfahren. Dann kann das leiseste Wort alles verderben. Lasset uns Mylord Winter aufsuchen.« Die beiden gingen nun nach dem entgegengesetzten Ende des Lagers, da aber dieses höchstens einen Raum von fünfhundert Schlitten im Quadrate enthielt, so gelangten sie alsbald zu dem Gezelte desjenigen, den sie suchten.

»Schläft Euer Herr noch, Tomby?« fragte auf englisch einer der beiden Kavaliere einen Diener, der in einer ersten Abteilung schlief, die als Vorgemach diente.

»Nein, Herr Graf,« entgegnete der Bediente, »ich glaube nicht, es wäre denn seit kurzer Zeit, denn als er vom Könige



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