Zügelloser Zimmerservice by Tilman Janus

Zügelloser Zimmerservice by Tilman Janus

Autor:Tilman Janus
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00


Mein Dylan

Pater Joseph musste leider nach unserem aufregenden Abend abreisen. Als er am Mittwochvormittag das ›Cordona‹ verließ, hatte Joaquin Dienst am Lift. Joseph hinterlegte einen Brief für mich an der Rezeption. Robert Knaak gab ihn mir, wobei er mich verwundert anstarrte. Ich nahm den Brief wie selbstverständlich, öffnete ihn aber erst nach meiner Schicht, heimlich auf dem Klo. Joseph schrieb, dass ich der schönste und liebste Liftboy des Hotels wäre, dass ich ihn unglaublich glücklich gemacht hätte und er auf ewig an mich denken würde – so ähnlich. Er vertraute mir vollkommen, denn er hatte sogar seine Adresse in München und seine Handynummer aufgeschrieben. Ich sollte ihn besuchen, wenn ich einmal dort wäre. Damals glaubte ich nicht, dass ich je nach München fahren würde, warum sollte ich.

Die weiteren Augusttage vergingen rasend schnell. Unsere Arbeit war wirklich nicht schwer, nur die Wechselschichten nervten uns, sie brachten den biologischen Rhythmus total durcheinander. Ab und zu rief mich Dolf zu sich, zum Schuhputzen! Es machte mir immer wieder Spaß. Friedrich, mein Freiluftfanatiker, nahm mich gelegentlich mit auf seine Nachtspaziergänge. Stets dachte er sich etwas Neues aus. Einmal fuhren wir zu einem winzigen See und badeten im Dunkeln, völlig nackt. Nie fickte er mich. Er mochte es, mich zu wichsen, und dabei kam er immer selbst. In einer anderen Nacht begaben wir uns zu einer Eisenbahnstrecke. Wir spritzten dicht an den Gleisen ab, während ein Zug unter Höllenlärm vorbeifuhr. Es war ein irrer Kick!

Mit Daan und Joaquin hatte ich auch Sex, allerdings viel seltener, als es uns lieb war. Das lag an dem blöden Dienstplan. Nie schliefen oder arbeiteten wir zugleich, wir kamen kaum richtig zusammen. Wenn es dann doch mal passte, fickte mich Joaquin, und ich fand es gut so. Wir taten es einfach in unseren Betten im Schlafsaal, niemand sagte etwas dagegen, im Gegenteil, es wirkte auf die anderen Jungs immer sehr anregend. Daan stand mehr auf Oralsex, was auch okay war. Ich wusste nicht genau, was ich selbst eigentlich wollte. Ich fand alles schön. Gerne hätte ich Daan oder Joaquin mal gevögelt, einfach probiert, ob ich das könnte, doch sie wollten es beide nicht.

Im September begannen die Messen, da wurde das ›Cordona‹ richtig voll. Alle im Haus bekamen viel zu tun, der Betrieb gestaltete sich hektischer. Für mich ergaben sich keine neuen Bekanntschaften mit irgendwelchen Hotelgästen, überall war ein ständiges Kommen und Gehen. Auch Dolf hatte kaum noch Zeit für mich.

Friedrich dagegen war die Ruhe selbst. Er schien in diesem Hotel länger zu bleiben. Er erzählte mir einmal, dass er sehr viel unterwegs wäre, um Künstler und Galeristen zu treffen und mit Käufern zu verhandeln, und mehr in Hotels als in seinem Haus in Ulm wohnen würde. Okay, dachte ich, wenn er sich das leisten konnte … Ich wollte kaum glauben, dass er mit seinen geheimnisvollen Gemälden so viel verdiente. Nie sah ich ein Bild von ihm, das erschien mir sehr eigenartig.

Es war am 12. September, einem Freitag, als ich total aus meiner Routine gerissen wurde. Ich hatte von einer Dame den Befehl bekommen, ihre Post an der Rezeption abzugeben.



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