Zikaden singen nicht by Leo Frank-Maier

Zikaden singen nicht by Leo Frank-Maier

Autor:Leo Frank-Maier [Frank-Maier, Leo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-09-10T00:00:00+00:00


Das leuchtete dem Jo Heller ein, das verstand er. Und deshalb war er sicher, daß die UNO noch Jahre hier sein würde. Bis sich eben die großen Konstellationen geändert haben würden, so oder so. Die Schafe von Ayios und die fette beleidigte Türkin hatten damit wenig zu tun.

Und darum konnte er den ganzen dienstlichen Kram auch nicht mehr allzu ernst nehmen. Und jetzt sollte er ins Hauptquartier. So ein Mist!

In Kyrenia fühlte er sich fast schon zuhause. Er mochte diesen Distrikt gern. Die Landschaft war reizvoll, weite Gegenden noch fast unzivilisiert und urwüchsig. Mit den Sicherheitsverhältnissen konnte er zufrieden sein, wenn ihn auch manche Dinge bedenklich stimmten.

Da war einmal diese Nachricht, die er zufällig eines Tages von dem lokalen Landvermessungsamt erhielt: Die Sowjetische Botschaft hatte Land aufgekauft, in der Gegend von Kantara. Ziemlich viel Land. Nutzloses Land im allgemeinen, denn es gab dort weder Wasser noch Elektrizität und auch keine ordentliche Zufahrtsstraße. Nur diesen elenden Karrenweg, von dem Mj. Parker abgestürzt war.

Angeblich wollte die Botschaft dort ein Sommerhaus bauen. Jo wunderte sich. Er war einige Male in der Gegend gewesen, im Zuge seiner Routinepatrouillen. Die Russen hatten zuerst einmal den ganzen Bereich mit Stacheldraht eingezäunt. Dann hatten sie, von außerhalb der Einzäunung fast nicht zu sehen, eine kleine Bauhütte oder etwas ähnliches errichtet. Seitdem herrschte Ruhe, von einer Bautätigkeit keine Spur. Die letzte Veränderung, die Jo wahrgenommen hatte, waren große Verbotsschilder innerhalb des Stacheldrahtes. Schilder, auf denen zu lesen war, daß das Land Privateigentum und das Betreten verboten sei. In Englisch, Türkisch und Griechisch konnte man das lesen.

Das nächste, was Jo nachdenklich stimmte, war die Sache mit dem Desinfektionstrupp. Eine seiner Distriktspatrouillen meldete ihm, daß die Russen begonnen hatten, innerhalb der Einfriedung Bäume, Büsche und Gras zu besprühen. Mit einer übelriechenden Flüssigkeit, der Gestank verpestete die ganze Gegend. Gegen Insekten und Schlangen, hatten die Iwans Auskunft gegeben, als die Patrouille fragte. Komische Leute, diese Russen. Wollten in einer Gegend Insekten und Schlangen ausrotten, wo diese Biester doch eigentlich niemanden störten.

Jo mußte wieder an die Geschichte mit den Zikaden denken. Warum nur waren den Russen diese harmlosen Viecher so im Wege? Warum führten sie einen Privatkrieg gegen Zikaden, die nichts anderes taten als bei Sonnenschein zu zirpen? Nicht zu vergessen, – manchmal seltsamerweise auch bei Nacht.

Jo machte sich seine eigenen Gedanken. Er hatte aber diese Vorgänge nicht einmal ans Hauptquartier gemeldet. Schließlich war das nicht Angelegenheit der Vereinten Nationen. Und Jo hatte einen Horror davor, in Dinge verwickelt zu werden, die ihn nichts angingen. Die ihn, um ehrlich zu sein, nicht einmal wirklich interessierten. Es war nur, er hatte eben Augen im Kopf. Und Ohren. Geschulte Sinnesorgane, und ein Gehirn, das noch nicht verlernt hatte, zwei und zwei zu addieren. Trotz Bier und Whisky. Er dachte über alle diese Dinge nach, die ihm auffielen, sprach aber mit niemandem darüber.

Und nun sollte er also ins Hauptquartier. Vielleicht war es ganz gut, wenn er von Kyrenia weg kam, schließlich konnte er nicht ewig auf derselben Station bleiben. Und die stacheldrahtumzäunte Gegend bei Kantara war ihm ohnehin nicht geheuer.



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