Zeitoun by Dave Eggers

Zeitoun by Dave Eggers

Autor:Dave Eggers
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783462306699
Herausgeber: KiWi-Paperback
veröffentlicht: 2013-02-13T23:00:00+00:00


III

MITTWOCH, 7. SEPTEMBER

Schon als Kathy aufwachte, war sie angespannt. Während sie den Kindern Frühstück machte und den Kleinen beim Anziehen half, versuchte sie, nicht darüber nachzudenken, dass ihr Mann am Nachmittag zuvor nicht angerufen hatte. Er hatte versprochen anzurufen. Yuko beschwor sie, sich keine Sorgen zu machen. Es war töricht, sich Sorgen zu machen. Es war nicht mal ein ganzer Tag vergangen, und überhaupt war es erstaunlich, dass Zeitoun sich bislang so regelmäßig gemeldet hatte. Kathy gab ihr recht, aber sie wusste, sie würde nervös sein, bis er sich wieder meldete.

Nachdem Yuko ihre eigenen Kinder zur Schule gebracht hatte, half sie, Kathys Kinder abzulenken, während Kathy mit dem Telefon in der Hand auf und ab tigerte.

Um neun Uhr rief Ahmad aus Spanien an.

»Hast du heute schon was von Abdulrahman gehört?«, fragte er.

»Nein. Du?«

»Nicht seit gestern.«

»Also hast du gestern mit ihm gesprochen?«, fragte sie.

»Ja.«

»Er hat dich angerufen und mich nicht.«

»Er wollte gerade. Aber er hat das Gespräch schnell beendet. Irgendjemand war an der Tür.«

»Wer denn?«, fragte Kathy. Ihr Magen zog sich zusammen.

»Ich hab keine Ahnung.«

Sie rief im Claiborne-Haus an und ließ es zigmal klingeln, ehe sie wieder auflegte.

Jetzt lagen ihre Nerven endgültig blank. Er muss heute anrufen, dachte sie. Ich bring ihn um, wenn er mittags nicht anruft.

Um zehn Uhr Ortszeit in Phoenix war es in New Orleans zwölf Uhr mittags. Das Telefon klingelte weder um zehn noch um halb elf oder elf, also ein Uhr Ortszeit in New Orleans. Als es in Phoenix zwölf Uhr wurde, war sie beinahe hysterisch.

Sie rief wieder im Claiborne-Haus an. Vergeblich.

Yuko versuchte, die Dinge zu relativieren. Es war doch schon ein Wunder, dass die Telefonleitung im Claiborne-Haus überhaupt funktionierte. Durchaus möglich, dass sie nun doch den Geist aufgegeben hatte. Er wird schon eine Möglichkeit finden, dich anzurufen, sagte sie. Er ist in einer überfluteten Stadt, sagte sie. Sei nicht so streng mit dem Mann.

Kathy wurde etwas ruhiger, tigerte aber immer noch im Wohnzimmer auf und ab.

Yuko fuhr mit den Kindern zur Mall. Sie ließ Kathy nicht gern allein, aber ihre Unruhe übertrug sich auf die Kinder. Yuko war sicher, dass Zeitoun anrufen würde, während sie fort waren, also sollten die Kinder sich doch ruhig ein bisschen amüsieren. In der Mall gab es etliche Restaurants und eine Spielhalle für Zach. Sie wollten um drei wieder zurück sein.

Wieder rief Kathy im Claiborne-Haus an. Nichts.

Walt meldete sich bei ihr. »Hast du irgendwas von Zeitoun gehört?«

Kathy verneinte.

Sie rief Adnan an, Zeitouns Cousin.

»Ich schäme mich immer noch«, sagte sie. Als sie sich das letzte Mal gesprochen hatten, hatte sie ihm sagen müssen, dass ihre Schwester es nicht erlaubte, Adnan und Abeer bei ihnen übernachten zu lassen. Es war schmerzlich gewesen.

»Keine Sorge. Wir kommen schon klar«, sagte er.

Er war noch immer mit Abeer und seinen Eltern in Baton Rouge. Nachdem sie zweimal im Auto übernachtet hatten, waren sie zu der Moschee zurückgekehrt und schliefen nun seit einer Woche dort auf dem Boden.

»Wie geht’s Abdulrahman?«, fragte er.

»Ich hab nichts von ihm gehört. Du?«

Adnan verneinte.

Allein und auf der Suche nach Ablenkung schaltete Kathy den Fernseher an.



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