Zeit der Pflaumen by Patrice Nganang
Autor:Patrice Nganang [Nganang, Patrice]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-17T00:00:00+00:00
12
Der befremdliche Nachbar
Die Lebensumstände des Mannes, an dessen Namen sie sich nicht erinnerte, fielen Ngo Bikaï nach und nach wieder ein. Er hatte verschiedene Arbeiten für ihre Frauen erledigt, bevor er zu Fritz wechselte. Sie war froh, dass er einen Platz in der Armee gefunden hatte. Es schien, als führte er die Gruppe an, die in ihrem Hof vorstellig geworden war.
»Wir bitten um Entschuldigung«, begann er, und sein Blick ging hin und her, ohne Ngo Bikaï in die Augen zu sehen. »Wir bitten um Entschuldigung.«
»Ich verstehe«, unterbrach sie ihn. »Die Spende.«
»Die Anstrengungen für den Krieg.«
»Ja.«
Er schien ein Wort zu suchen, das er noch sagen wollte.
»Nein, es ist nur â¦Â«
»Ich habe schon gespendet«, sagte Ngo Bikaï, »in der Kirche.«
»Wir haben gehört«, fing er wieder an, »dass die Frauen â¦Â«
Er atmete heftig, schaute seine Kameraden an, als wollte er sie anflehen, ihm zu Hilfe zu kommen. Ngo Bikaï hätte niemals gedacht, dass die Ausübung von Autorität so beschwerlich sein könnte.
»Die Frauen?«
»Sind sauer.«
Ngo Bikaï hätte laut gelacht, wenn der Tirailleur vor ihr nicht bei jedem Satz geschwitzt hätte.
»Meine Frauen?«, fragte sie.
Am Vortag war eine Anzahl Frauen zu ihr gekommen mit einer Beschwerde, die sie für überfällig hielten. Ihr Ersuchen war so dringend, dass Ngo Bikaï Nguet hinauskomplimentieren musste, die ihr gerade einen »Höflichkeitsbesuch« abstattete und eine Geschichte über Bilong abspulte, die weder Hand noch Fuà hatte. »Was willst du denn noch? Dein Galan ist mit den WeiÃen fortgezogen!«, hatte ihr die Mutter des Marktes verärgert gesagt. »Er ist fort«, hatte sie wiederholt und in die Hände geklatscht, um so klarzustellen, dass diese Sache beendet war und damit auch die Skandale, die sich daraus ergeben hatten. Ihre Frauen hatten sie angesprochen, weil die Teuerungen, die unaufhörlichen Spendensammlungen, die Kriegswirtschaft ihre Existenzsicherung erschwerte bis unmöglich machte. Kaum hatte sie die Tür hinter Nguets Rücken geschlossen, da hatten ihre Frauen ihr Anliegen erläutert: wie, auf welche Art sie sich zusammenschlieÃen könnten, sei es, dass sie das Fischen von Welsen wieder aufnahmen, was ihnen früher ein beachtliches Einkommen zusätzlich zu den Felderträgen verschafft hatte, sei es, dass sie bei der Militärverwaltung vorstellig wurden und ihr begreiflich machten, wie eine von ihnen es ausdrückte, dass »man nicht unendlich ernten kann, ohne etwas zu pflanzen«.
Es war ein Meinungsaustausch, ein Ideensammeln, wie Sita es häufig in ihrem Hof veranstaltet hatte. Nichts war bisher in die Tat umgesetzt worden; Ngo Bikaï hatte nur versprochen, darüber nachzudenken. Doch mit erstaunlicher Geschwindigkeit war der Inhalt dieser vorübergehend unterbrochenen Diskussion der Militärverwaltung zu Ohren gekommen, die eilends Tirailleure zu ihr geschickt hatte.
»Ach«, sagte sie, »meine Frauen tun nichts!«
Was sie, Ngo Bikaï sich gewünscht hätte, war, dass ihre Frauen sich anstrengen würden und Edea zu einem Heiligtum christlicher Moral, entsprechend ihrem katholischen Glauben, machten, doch viele unter ihnen hingen noch den »Praktiken« an, wie sie gern mit einem Lächeln sagte. »Besonders unsere Mütter.«
Sie gab zu, dass sie unrecht hatte. Denn die Ãltesten spannten alle Kräfte an, riefen den Sparverein ins Leben, der ihnen als Krankenversicherung diente! Die Mutter des Marktes war verstimmt, ihrem Gefühl nach
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