Wolfsgarten by Michaelis Antonia

Wolfsgarten by Michaelis Antonia

Autor:Michaelis, Antonia [Antonia, Michaelis]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: vampyrella
veröffentlicht: 2014-09-18T00:00:00+00:00


12. Kapitel,

in welchem kein Brot gebacken und später damit geworfen wird. Myrthe schläft unter einer Regenjacke, zwei Personen prügeln sich und zwei andere tanzen einen Tango zwischen Tag und Nacht. Aber wer sind diese beiden?

„O Gott“, sagte Karl und fiel neben Achim ins Vergissmeinnichtmeer wie ein nasser Sack. Achim sah auf. Karl war blass geworden, blasser noch als der Mond. Er schien etwas sagen zu wollen, öffnete den Mund - und schloss ihn wieder.

Achim zwang sich, Myrthe anzusehen. Ihr Blut färbte die blauen Blüten der Vergissmeinnicht rot. Woher kam das Blut? Er wischte es mit seinem Hemd weg, wischte es von ihrem Hals und aus ihrem Gesicht, um herauszufinden, wo es aus ihrem Körper drang. Ihm war übel. Aber er wusste, dass er es war, der nachsehen musste, was geschehen war. Karl konnte es nicht. Karl, der immer der Stärkere gewesen war, saß neben ihm und zitterte.

Alles war nass, Myrthes Kleider, Achims Hände, sein Hemd, alles. Und dann fand er die Quelle des Blutstroms. „Es ... es ist nicht so schlimm“, wisperte er. „Karl. Es ist nur ihr Arm. Sie atmet.“

„Natürlich atme ich, ihr Idioten!“, knurrte Myrthe. „Und ich habe vor, das noch eine Weile zu tun.“

Da kam Leben in Karl. Er schob Achim beiseite, packte Myrthes Arm und krempelte ihren Ärmel hoch.

„Aaah, verdammt!“, sagte Myrthe

„Halt still“, befahl Karl. „Wir müssen die Blutung stoppen.“

Achim wischte weiter mit seinem Hemd Blut weg, zögernd, um ihr nicht wehzutun, aber Karl schüttelte den Kopf. „So wird das nichts“, sagte er, „wenn du an ihrem Arm herumwischst, als wolltest du staubwischen, kommen wir nicht weiter.“ Und er rupfte ein Büschel Vergissmeinnicht aus und wischte selbst, mit so viel Kraft, dass Myrthe schrie. Aber jetzt sahen sie die Wunde. Sie klaffte mitten auf ihrem Oberarm, man konnte die Zähne des Wolfs noch sehen, der sie gerissen hatte.

„Ich habe mal gelesen“, sagte Achim, „wenn etwas nicht aufhört zu bluten, macht man einen Druckverband …“

Karl griff in seine Tasche, fand nur den Kompass darin und presste ihn auf die Wunde. Achim war sich nicht sicher, ob man mit einem Kompass einen Druckverband machen konnte. Er hatte noch nie etwas über einen Kompassverband gelesen.

„In den Büchern reißen die Leute dann Streifen von ihren Hemden, um den Verband festzubinden“, meinte Achim. Karl versuchte, einen Streifen von seinem Hemd zu reißen. Es ging nicht.

„Diese Leute müssen sehr unstabile Hemden haben“, sagte er. „Gibt es keine schlaueren Vorschläge in deinen blöden Büchern?“

„Tu nicht so vorwurfsvoll“, erwiderte Achim. „Ich habe die Bücher nicht geschrieben. Du hättest ja Mullbinden einpacken können.“

„Ich unterbreche ungern“, sagte Myrthe zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Aber könntet ihr euch wohl weiterstreiten, nachdem ihr mich verbunden habt? Nehmt mein Hemd. Das ist sicher ein unstabiles Hemd. Es ist mindestens dreimal vererbt worden.“

Karl versuchte, ein Stück von dem hochgekrempelten Ärmel abzureißen. Weil er so stark und das Hemd so vererbt war, riss der Ärmel ganz ab. Er knotete ihn mit einem Seemannsknoten über dem Kompass fest. Das Blut hörte auf, aus Myrthes Arm zu fließen, und Achim sah, wie sie langsam ausatmete, als sie endlich aufhörten, ihren verletzten Arm zu bearbeiten.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.