Wir sehen uns in Paris by Elisabeth Zöller Brigitte Kolloch

Wir sehen uns in Paris by Elisabeth Zöller Brigitte Kolloch

Autor:Elisabeth Zöller, Brigitte Kolloch
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Coppenrath Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-01-03T05:00:00+00:00


Hannah wälzt sich von einer Seite auf die andere. Sie möchte endlich einschlafen, aber sie ist so voller Unruhe. Dabei ist doch bis jetzt alles glatt gelaufen. Astrid hat nicht wieder angerufen. Isabella sitzt im Zug und in ein paar Stunden ist alles vorbei. Ihr geht es gut. Sie kommt sicher an.

Warum wird Hannah trotzdem das quälende Gefühl nicht los, dass da etwas sehr, sehr schlecht gelaufen ist? Weil Isabella nicht anruft? Ja, vielleicht. Weil der Junge ihre Tasche gestohlen hat? Ja, vielleicht. Der Junge klaut Isabella die Fahrkarte und schon läuft alles anders als geplant. Oder doch nicht?

Hannah fühlt sich wie in einer endlosen Gedankenspirale gefangen. Sie dämmert zwar ab und zu kurz ein, schreckt dann aber wieder hoch. In ihrem Zimmer ist es außerdem unerträglich warm. Draußen regt sich kein Lüftchen. Ihre dünne Bettdecke liegt zusammengeknüllt am Fußende.

Plötzlich steigen Bilder in Hannahs Kopf auf. Isabella und sie im Dreck, Isabella und sie im Blitzlicht.

Was war das? Hannah fährt verwirrt aus ihrem Halbtraum hoch. Sie sieht, wie ihre Vorhänge sich in einem wilden Tanz bewegen. Zuckende Lichter. Dann wieder ein Knall, dumpf und grollend. Die drückende Schwüle hat sich verzogen und ein Gewitter zieht auf.

Hannah setzt sich ans Fenster und schaut hinaus in den Hof. Ein Windstoß fährt ihr ins Haar. Sie liebt Gewitter. Im Wind biegen sich die Äste der Kastanie. Taghelle Blitze zucken in bizarren Formen über den nächtlichen Himmel. Rums! Donner folgt schon auf Donner. Es grollt gewaltig. Durch das Brausen des Unwetters hört sie plötzlich die Haustürklingel. Jemand läutet Sturm.

Hannah fährt zusammen und sieht auf die Leuchtziffern ihres Weckers. 22:45 Uhr. Wer klingelt denn jetzt noch?

Bestimmt sind das Mama und Papa, versucht sie sich schnell selbst zu beruhigen. Sie kommen von der Geburtstagsfeier nach Hause und haben ihren Schlüssel vergessen. Aber dann hätten sie vorher angerufen. Bestimmt! Schließlich wollen sie nicht, dass Hannah nachts vor die Tür geht. Hannah öffnet ihre Zimmertür und tappt in den Flur. Sie traut sich kaum weiterzulaufen.

Ben kommt aus seinem Zimmer und murrt schlaftrunken: »Wer ist da denn?«

Hannah zuckt mit den Schultern. Wieder schrillt die Klingel. Lang, lang, lang, kurz, kurz. Wie ein geheimer Code.

Hannah drückt auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Hallo, wer ist da?«, ruft sie.

Der Wind antwortet und der Donner. Von unten hört sie erst nur ein undeutliches Rauschen, dann eine gehetzte Stimme, heiser und aufgeregt. Es ist Astrid!

»Hannah«, ruft sie, »mach sofort die Tür auf! Ich muss zu Isabella!«

Hannah trifft es wie ein Schlag. Notgedrungen öffnet sie die Tür.

Astrid stürmt die Treppe hoch, die Haare völlig zerzaust, ihre Lippen sind blass. Sie ist klatschnass und trägt ein seltsames Bündel unter ihrer Jacke. An Hannah vorbei rast sie in die Küche, dann in Hannahs Zimmer. Aber da ist natürlich keine Isabella. Astrid reißt die Bettdecke zur Seite und starrt auf Hannahs leere Matratze.

»Wo ist Isabella?«, fragt sie tonlos und hält Hannah das Bündel unter die Nase. »Wo ist Isabella?«, wiederholt sie. »Hannah, mach endlich den Mund auf.«

Jetzt erkennt Hannah auch, was Astrid da in den Händen hält: Es sind die Klamotten, die Isabella heute Morgen in der Schule getragen hat.



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