Winterkill by Ueberreuter

Winterkill by Ueberreuter

Autor:Ueberreuter
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Ueberreuter
veröffentlicht: 2010-04-01T22:00:00+00:00


8

Vor dem Polizeirevier rannte Sarah beinahe in einen parkenden Streifenwagen hinein. Anstatt sofort weiterzulaufen, um möglichst viel Abstand zwischen sich und den Wendigo zu bringen, ging sie dahinter in Deckung.

Sie blieb in der Hocke, rieb mit einer Hand ihren schmerzenden Knöchel und hielt sich mit der anderen am Türgriff des Wagens fest, um sich rasch daran hochziehen zu können, falls man sie entdeckte.

Wenige Augenblicke später kam O’Keefe nach draußen gerannt, gefolgt von der anderen Frau und dem Mann. Sie blickten sich suchend nach allen Seiten um. Sarah hörte den Mann rufen: »Was ist denn in die gefahren?«

O’Keefe antwortete: »Das verstehe ich nicht. Wir sollten ihr doch helfen.«

»Wir nehmen meinen Wagen«, rief die Frau, die Sarah nicht kannte, wahrscheinlich Lieutenant Havelka. Sie rannte zu der Limousine, die in der Einfahrt parkte, riss die Fahrertür auf und setzte sich hinters Steuer. Der Mann sprang auf den Beifahrersitz, O’Keefe auf die Rückbank. Sie hatten noch nicht die Türen zu, als Havelka bereits den Motor startete und auf die Straße raste.

Sarah wagte nicht, aus ihrer Deckung zu kommen. Zu groß war ihre Furcht vor dem Wendigo. Sie war ihm ein weiteres Mal entkommen, hatte seinen übermenschlichen Kräften widerstanden und seine eisige Umklammerung gesprengt, doch er war auch hinterlistig und verschlagen und gemein genug, um O’Keefe oder die Cops in seine Gewalt zu bringen und sie auf diese Weise zu besiegen. So wie er es mit dem Officer in der Hochbahn gemacht hatte.

Sie zweifelte nicht mehr an der Existenz des Ungeheuers. Im Büro der Polizistin hatte es zum wiederholten Male ihren Namen gerufen. Immer wieder versuchte es, von ihr Besitz zu ergreifen und sie in den Tod zu treiben, oder es nahm eine Person in ihrer Umgebung in Besitz, um auf diese Weise ans Ziel zu kommen. Sogar mit den Killern hatte es sich verbündet. Gefährlich rot waren deren Augen im Parkhaus gewesen, und immer wenn sie auftauchten, brachten sie die eisige Kälte aus dem hohen Norden mit. Wie Sarah es geschafft hatte, die letzten drei oder vier Stunden lebend zu überstehen, wusste sie selbst nicht. Glück? Vorsehung? Ihre wilde Entschlossenheit, nicht aufzugeben? Vielleicht von allem etwas.

Sie kroch geduckt um den Streifenwagen herum und wagte sich zögernd aus ihrem Versteck. Zum Glück war kein Cop in der Nähe. Bei diesem Wetter gingen selbst starke Raucher nicht vor die Tür. Sie traute keinem mehr, nicht mal US Marshal O’Keefe, die doch eigentlich verantwortlich für sie war und sie beschützen sollte. Selbst US Marshals und Cops wurden zu willenlosen Figuren, wenn der Wendigo in ihre Körper kroch. So schnell es ihr Knöchel erlaubte, humpelte sie davon.

Ohne einem einzigen Menschen zu begegnen, schaffte sie es bis zur nächsten Querstraße. Vor ihr wuchsen die Wolkenkratzer der Michigan Avenue und des Loop in den dunklen und verschneiten Himmel. Selbst die starken Scheinwerfer am neuen Trump Tower und am Willis Tower vermochten den Schneesturm nicht zu durchdringen. Der Wind hatte etwas nachgelassen, aber die Flocken fielen unaufhörlich und bildeten einen dichten Vorhang vor der Stadt.

In Schatten eines Bauzauns, etwas mehr als einen Block vom Polizeirevier entfernt, verschnaufte sie.



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