Wilt 3 - Henry dreht Auf by Tom Sharpe

Wilt 3 - Henry dreht Auf by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Humor
ISBN: 9783442465248
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1984-01-01T23:00:00+00:00


Kapitel 11

Während des ganzen folgenden Tages, den Wilt mit einer Wärmflasche, die er in einen Eisbeutel umfunktioniert hatte, indem er sie ins Gefrierfach des Kühlschranks gelegt hatte, im Bett verbrachte und Inspektor Hodge jeden von Evas Schritten verfolgte, trieb Flint Nachforschungen auf seine Weise. Er erkundigte sich in der Gerichtsmedizin und erfuhr, daß das in McCullams Zelle gefundene erstklassige Heroin völlig dem aus Miss Lynchknowles Wohnung entsprach und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus derselben Quelle stammte. Flint verbrachte eine Stunde bei Mrs. Jardin, die McCullam im Gefängnis besucht hatte, und wunderte sich über ihr beachtliches Talent zur Selbsttäuschung, das es ihr bereits gestattete, die Schuld an McCullams Tod auf alle möglichen anderen Leute zu schieben. Der Gesellschaft lastete sie es an, daß er zum Verbrecher geworden war, dem Erziehungswesen die Schuld für seine völlig unzulängliche Bildung; Wirtschaft und Industrie das Versäumnis, ihm einen verantwortungsreichen Job zu verschaffen, dem Richter seine Verurteilung ... »Er war ein Opfer der Lebensumstände«, sagte Mrs. Jardin. »Das könnte man von jedem sagen«, meinte Flint und betrachtete ein Eckschränkchen mit Silberzeug, das den Schluß nahelegte, daß Mrs. Jardins Lebensumstände ihr das nötige Kleingeld boten, das Opfer ihrer eigenen Sentimentalität zu werden. »Nehmen Sie zum Beispiel die drei Männer, die Ihnen angedroht haben, Sie zu ...«

»Bitte nicht«, sagte Mrs. Jardin, die die Erinnerung daran schaudern ließ.

»Das waren doch auch Opfer, oder etwa nicht? Und ein tollwütiger Hund ist es ebenso, aber das ist auch kein Trost, wenn Sie von einem gebissen worden sind. Und Drogendealer gehören für mich in dieselbe Kategorie.« Mrs. Jardin mußte ihm recht geben.

»Sie würden sie also nicht wiedererkennen?« fragte Flint. »Na, wie sollten Sie auch, wenn sie sich Strümpfe übers Gesicht gezogen hatten, wie Sie behaupten.«

»Das hatten sie. Und Handschuhe.«

»Und sie haben Sie in die London Road geschleift und Ihnen gezeigt, wo das Zeug deponiert werden soll?«

»Hinter der Telefonzelle gegenüber der Abzweigung nach Brindlay. Ich sollte in die Telefonzelle gehen und so tun, als würde ich anrufen, und wenn die Luft rein war, sollte ich sie wieder verlassen, das Päckchen an mich nehmen und geradewegs nach Hause gehen. Sie sagten, sie würden mich nicht aus den Augen lassen.«

»Und wie ich annehme, ist es Ihnen nie in den Sinn gekommen, geradewegs zur Polizei zu gehen und Meldung zu erstatten?« fragte Flint.

»Aber natürlich. Das war mein erster Gedanke, aber sie behaupteten, sie hätten mehr als einen Beamten gekauft.« Flint seufzte. Diese Taktik war uralt, und nach allem, was er so wußte, hatten die Saukerle nicht einmal gelogen. Heutzutage gab es weit mehr bestochene Bullen als früher, als er in den Polizeidienst eingetreten war, aber damals gab es ja auch nicht die großen organisierten Banden, noch das Geld, um Leute zu kaufen oder – falls das nicht funktionierte – einen Killer anzuwerben. Das waren eben noch die guten alten Zeiten, als für jeden ermordeten Polizisten einer aufgehängt wurde, auch wenn es den Falschen erwischte.

Jetzt gab es, dank solcher Humanitätsapostel wie Mrs. Jardin und einem Christie, der auf der Zeugenbank saß und den geistig unterbelichteten Evans für Morde, die Christie selbst begangen hatte, an den Strick lieferte, keine Abschreckung mehr.



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